Dienstag, 19. September 2006
Zum Teufel
Anmerkungen zu einer "Unperson". Aus meiner Sicht als Mitglied der Kirche Jesu Christi, der Heiligen der letzten Tage.

"(19) Denn das Reich des Teufels muss erbeben, und die dazu gehören müssen notwendigerweise zur Umkehr aufgestachelt werden, sonst wird der Teufel sie mit seinen immer währenden Ketten fassen, und sie werden zum Zorn aufgestachelt, und gehen zugrunde. (20) Denn siehe, an dem Tag wird er im Herzen der Menschenkinder wüten und sie werden zum Zorn aufgestachelt gegen das was gut ist. (21) Und andere wird er beschwichtigen und in fleischlicher Sicherheit wiegen, so dass sie sprechen: Alles ist wohl in Zion, ja, Zion gedeiht, alles ist wohl; und so täuscht der Teufel ihre Seele und verführt sie – sachte hinab zur Hölle. (22) Und siehe, andere umgarnt er schmeichlerisch und sagt ihnen, es gebe keine Hölle; und er spricht zu ihnen: Ich bin kein Teufel, denn es gibt keinen – und so flüstert er ihnen ins Ohr, bis er sie mit seinen furchtbaren Ketten fasst, aus denen es keine Befreiung gibt." Das Buch Mormon, 2. Nephi 28: 19-22.

Ich hatte es schon mal erwähnt: Der Mensch scheint aus Geist zu bestehen und aus einem Körper. Der Körper, das ist bekannt, ist sterblich. Der Geist nicht. Vielleicht ist das neu. Beides, Körper und Geist, bildet die Seele. Die Menschen werden von verschiedenen Religionen auch als Gottes Kinder bezeichnet. Wenn wir alle Gottes Kinder sind, dann sind wir Geschwister: Bruder und Schwestern. Das ist übrigens der Grund, warum wir Mitglieder der Kirche Jesu Christi, der Heiligen der Letzten Tage als Bruder oder Schwester bezeichnen. Nicht weil wir vom anderen Ufer sind oder so. Ja, auch das habe ich schon gehört.

Unser unsterbliche Geist hat schon vor dem Erdenleben existiert und wird auch nach ihm existieren. In dieser Hinsicht sind wir unsterblich. In dieser Präexistenz, dem Leben vor dem Erdenleben, haben wir bei Gott gelebt. Er hat uns aufgezogen, belehrt und alles das gemacht, was gute Eltern hier auf der Erde auch tun, wenn ihnen Nachwuchs beschieden ist. Sie kümmern sich. Übrigens ist für mich die Existenz einer Gottes-Mutter ebenso logisch wie nahe liegend, womit die Frage ob Gott eine Frau sei hinfällig ist. Gott Vater, Elohim, ist Teil eines (Ehe-)Paares. Sie sind aneinander gesiegelt, so wie Ehepaare es eigentlich sein sollten. Aber auch das passt nicht ganz hierher, illustriert aber ein wenig, wie wir im vorirdischen Dasein gelebt haben könnten. Ziel der himmlischen Eltern ist es, das die Kinder ebenso Götter werden können wie sie selber es sind. Ein Wunsch, der dem irdischer Eltern sehr ähnelt. Meine Tochter soll später in der Lage sein eine selbstständige Person zu werden, die ihr eigenes Leben lebt. So wie ich es bin. Wie sie das macht, und was sie darunter versteht ist ihre Sache. Dieser Punkt ist sehr wichtig für meine weiteren Ausführungen. Manche finden die Vorstellung selber Götter werden zu können blasphemisch. Aber warum sollte der Sohn eines Schreiners nicht auch Schreiner werden können? Schmälert das den Stand der Schreiner? Eben.

In der Entwicklung eines Kindes kommt es hier auf Erden irgendwann zu einem Punkt, wo das Kind wichtige Dinge nur noch ausserhalb des Elternhauses lernen kann. Dieser Umstand ist auch bei Gott so. Nichts Böses kann in Gottes Gegenwart bestehen. Das bedeutet 1. das es für Geistwesen "Orte" geben kann, die nicht in der Gegenwart Gottes liegen, und 2. das das Böse eine Sache ist, mit der auch Gott sich rumschlagen muss. Allerdings, und das nennen wir üblicherweise eine "göttliche Eigenschaft" hat er das Böse überwunden, in etwa so, wie manche von uns das Rauchen überwunden haben. Das ist nur eine Metapher. Hängt euch bitte nicht dran auf.

Den Umgang mit dem Bösen können wir in Gottes Gegenwart also nicht lernen. Der Umgang damit ist aber eine fundamentale Fähigkeit ohne die es nicht weitergeht auf dem Weg ein Gott zu werden. In wie weit wir uns auf das Böse einlassen, in wie weit wir den Einflüsterungen des Bösen folgen und in wie weit wir Gottes Geboten folgen, so wir sie denn kennen, in dem Maße wie wir Gott folgen, werden wir selber göttlich werden können. Der Sinn des Lebens besteht demnach, dass wir unsere Entscheidungsfreiheit nutzen uns für das Gute zu entscheiden. Und so unterschiedlich wir Menschen und unsere Lebensumstände sind: Für das Gute und gegen das Böse können wir uns immer und überall entscheiden. Das ist weder von der Hautfarbe, noch vom Einkommen noch von der Zeit abhängig, in der wir leben.

Nun, die Frage kommt natürlich auf, was mit denen geschieht, die sich mal für das Böse entschieden haben, bzw. die der Versuchung nachgegeben haben? Da nichts unreines oder Böses in der Gegenwart Gottes bestehen kann ist demjenigen die Rückkehr zu Gott verschlossen. Zwei Alternativen standen den Geistkindern Gottes in der Präexistenz zur Wahl. Die eine sah vor, dass die leidige Geschichte mit der Entscheidungsfreiheit überhaupt gar nicht erst zum Tragen kommen soll. Keiner sollte die Wahl haben sondern jeder wurde gezwungen das Gute zu tun. Dafür würde Luziferl, der Sohn der Morgenröte, der einer der großen unter den Kindern Gottes war, sorge tragen. So seine Idee. Das Bestechende an der Sache: Keiner würde verloren gehen, alle würden die Prüfung bestehen. Als Lohn würde er die ganze Ehre und den Ruhm für diese Tat bekommen und selber ein Gott werden. Die andere Alternative war diese: Jeder Mensch bekommt die Entscheidungsfreiheit. Diejenigen, die durch Unachtsamkeit oder mit vollem Bewusstsein gegen die Gebote gehandelt haben, können ein Sühnopfer annehmen, das Jesus leisten werde. Er würde die Sünde derjenigen auf sich nehmen, die ihm folgen wollen. Wer das nicht wolle, müsse die Konsequenzen selber tragen. Im übrigen war dem Vorschlagenden klar, dass jeder nur für die Übertretungen verantwortlich gemacht werden kann, die er auch selbst begannen hat.

Diese beiden Pläne standen zur Diskussion und zur Wahl. Es soll eine Art Gefecht gegeben haben um die beiden Ideen, wenn mir auch nicht klar ist, wie das abgegangen ist. Letztendlich haben sich etwa 1/3 der Geistkinder Gottes für den Plan des Luzifer entschieden, 2/3 für den Vorschlag von Jesus. Der Plan von Luzifer hatte allerdings einen fatalen Fehler. Die Geistkinder konnten das gesetzte Ziel, nämlich sich für das Gute zu entscheiden, nach der Luzifer-Variante gar nicht lernen. Ausserdem wollte Luzifer auf eigene Rechnung arbeiten und so dieser Prüfung selber entgehen. Wie auch immer. Dieses Drittel ist mit Luzifer an seiner Spitze aus dem Himmel verwiesen worden, was in der Offenbarung nachzulesen ist.

" ... aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen." Bibel, Die Offenbarung des Johannes , Kapitel 12: 8-9

Dieses Drittel wurde, so wie sie waren, auf die Erde geworfen. Die anderen 2/3 bekamen nach und nach einen Körper, wurden geboren und stehen nun jeden Tag vor Entscheidungen.

Was macht das einzelne Drittel nun. Luzifer wurde der Teufel, Satan, der Vater aller Lügen. Um zu werden wie Gott muss er einen Körper bekommen, den er nicht hat. Dieser Weg ist ihm versperrt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, so viele wie möglich von den 2/3 der Geistkinder mit Körper auf seine Seite zu ziehen. Er versucht ein Detail im Plan der Erlösung, so nennen wir den Vorschlag von Jesus, auszunutzen. Gott war klar, dass wir auf der Erde nicht perfekt werden können. Er hat festgelegt, dass der die Prüfung besteht, der die wirkliche Absicht hat ihm zu folgen. Das kann auch bedeuten, das jemand nicht alles schafft, aber es schaffen will. Natürlich sind die bei der Geschichte Aussen vor die sagen, klar, will ich auch, dann aber willentlich anders handeln. Der Teufel versucht aus diesem Umstand Kapital zu schlagen. Er versucht die Menschen. So ist z. B. Ehebruch eine Sache, der mann/frau mal erliegen kann, aber wenn der Teufel es schafft jemanden immer wieder dazu zu bringen, dann wird es dem Menschen zu einer Gewohnheit, zu einem Bedürfniss und irgendwann zu einer Charaktereigenschaft. Ein gewohnheitsmäßiger Ehebrecher will irgendwann nicht mehr zurück.

Am besten für den Teufel ist
1. wenn seine Existenz zumindest vage, am besten unbekannt bleibt.
2. wenn die Gebote Gottes mindestens lästig, besser noch lächerlich oder veraltet angesehen werden, jedenfalls etwas, das heute "in einer modernen Welt" nicht mehr Gültigkeit hat.
3. wenn so viele Menschen wie möglich so weit weg wie möglich von der Wahrheit ihrer Existenz hier auf der Erde leben
4. wenn so viel wie möglich böses im Namen des Guten geschieht, damit das Gute mit dem Bösen gleichgesetzt wird.

Der Teufel hat nur begrenzte Ressourcen. Als körperloses Wesen ist er mit seinen ebenfalls körperlosen Nachfolgern darauf angewiesen, die Menschen dazu zu verlocken etwas zu tun, was sie sonst nicht tun würden oder was gegen ihre Erkenntnis steht. Er kann ihnen nur Einflüsterungen geben. Das kostet Zeit und Ausdauer. Die, die eh auf einem ihm angenehmen Weg sind, die lässt er daher meist in Ruhe. Das Leben hat genügend Tücken und Schicksalschläge um die Seelen auf der vorgegeben Bahn zu halten. Aber die, die sich den Geboten Gottes nähern, denen setzt er zu. Das ist wie mit einem Fluss. Wer mit dem Strom schwimmt, merkt nichts von der Gewalt des Flusses. Wer sich aber dagegenstemmt, spürt die Macht der Wassermassen. Das Experiment ist so einfach wie unbeliebt: Halte die Gebote Gottes und sieh was passiert. Es fängt schon damit an, das die meisten die Idee schon lächerlich finden. Rauchen aufhören, trocken oder clean zu werden ist ähnlich. Erst wer sich dagegen stemmt spürt die Wucht der Sucht.

Am Ende des Lebens wird sich für den Menschen zeigen, wie er gelebt hat. Hat er sich für das Gute eingesetzt, oder aber ist er den Versuchungen erlegen und hat sich gegen die Gebote Gottes entschieden. Wer sich für Gott entschieden hat, von seinen Sünden umgekehrt ist und das Sühnopfer angenommen hat, kann zu ihm zurückkehren. Wer das nicht getan hat, kann nicht zu ihm zurück. Er bleibt in der Gewalt des Teufels. Was das bedeutet kann der nachvollziehen, der zb. einer Sucht erlegen ist. egal ob Spielsucht, Alkohol, Sex oder was auch immer. Irgendwann verliert man die Kontrolle über sein Handeln. Lange Zeit ist alles gut und man hat das Gefühl, zu wissen was man tut. Doch dann schnappt irgendwann die Falle zu. Alkoholiker oder Drogenabhängige kennen diese Situation. Ich kenne jemanden im Methadon-Programm in Wuppertal. Er sagt, das Schlimmste ist, dass du glaubst es schaffen zu können, unter Kontrolle zu haben. Aber das schaffst du nicht. Du hast die Kontrolle nicht mehr. Das ist lange her. Jeder hat die Wahl seine Taten zu bestimmen. Welche Konsequenzen die Taten haben steht aber ausserhalb unserer Wahlmöglichkeiten.

So, und nun liegt es an jedem selber, die Augen aufzumachen und zu sehen. Was passiert mit mir, meiner Familie, meinen Verwandten, Freunden, in meiner Stadt, meinem Land, Kontinent, ja, auf der ganzen Erde? Es liegt an jedem selber herauszufinden was wahr ist, ob die Warnung berechtigt ist oder ob ich hier Mumpitz verbreite. Ich glaube, das es wahr ist. Ich glaube, dass das was um uns geschieht, auf die von mir beschriebenen Vorgänge zurückzuführen ist. Ich bekomme jeden Tag aufs neue die Bestätigung, das es so ist.

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Teufel! Wer soll das alles lesen?

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'Tschuldigung, aber weniger wäre nicht so gut gewesen. Vielleicht in zwei Etappen?

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Nee, nee. Schon gut. War bloß grad etwas überfordert ...

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Na, Sie müssen das nur lesen. Ich habe das geschrieben! Das ist auch nicht wenig ;-)

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Nun, das ist auf alle Fälle
eine ziemlich interessante Lesart. Mal völlig losgelöst von der Frage, ob ich an die Existenz dieses Luzifers glaube oder ob ich ihn für eine Allegorisierung unserer ureignen inneren dunklen Seite halte - den grundlegenden Zusammenhang von Wahlmöglichkeiten als Voraussetzung für die nötigen Lernprozesse in der seelischen Weiterentwicklung des Menschen sehe ich ziemlich ähnlich.

Allerdings bleibt es für mich dabei, dass die Annahme "es gibt einen Teufel" nichts erklärt, was unter der Prämisse "es gibt keinen Teufel" nicht ebenso (wenn nicht noch einfacher) zu erklären wäre. Jesus sagt ja unter anderem: "Wenn Dich Dein Auge zur Sünde verführt, reiß es aus." Er sagt nicht: "Wenn Dich der Teufel dazu verleitet, etwas anzugucken, das Dich zur Sünde reizt, gurgle mit Weihwasser oder zünde eine geweihte Kerze an." Er sagt sinngemäß: "Sieh selber zu, wie Du mit der Versuchung klarkommst." Und wie schon gesagt hat Gott die Ausrede von Eva ("Die Schlange hat mich verführt") auch nicht als mildernden Umstand gelten lassen. Wenn also das Argument nicht mal vor Gott zieht, dann soll Gott selber zusehen, wie er mit dem Teufel klarkommt. Und unsere Aufgabe hier unten seh ich darin, mit uns und unseresgleichen klarzukommen. Wir brauchen uns weder vor Gott noch vor dem Teufel zu fürchten. Unser einziger Feind: der Mensch.

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In einer rein "guten" Umgebung gut zu sein ist einfach. Genauso einfach wie auf einer einsamen Insel Nichtraucher zu bleiben, wenn es dort keinen Tabak gibt. Aber wenn er da ist, und er einem angenehm vorkommt, und wenn ich die Gefahren kenne und noch das Gebot bekommen habe nicht davon zu nehmen, dann ist es schon schwieriger Nichtraucher zu bleiben. Sie haben natürlich Recht, Herr Mark. Die Neigung schlechtes zu tun ist in uns genau so vorhanden wie der Wunsch Gutes tun zu können.

An einer anderen Stelle im Buch Mormon schreibt Nephi: "Der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes" und will damit sagen, dass der Mensch, der seinen körperlichen Bedürfnissen nachgiebt, und er meint nicht so Dinge wie atmen, essen und trinken, nicht auf die Seite Gottes kommt. Gott ist nicht gegen den Genuss, aber der Geist soll über den Körper herrschen. Nicht umgekehrt. Der Geist ist der unsterbliche Teil.

In so weit haben Sie natürlich Recht wenn Sie sagen, dass das Böse schon in uns ist. Der Teufel versucht unsere Instinkthafte Seite zu stärken. Genussgifte wie Alkohol und Nikotin sind da immer wieder ein gutes Beispiel. Natürlich ist Alkohol nicht per se schlecht, aber er ist Hauptgrund für tödliche Unfälle, zerbrochene Familien und gescheiterte Existenzen. Ich will hier nicht verallgemeinern. Ich bin auch froh, das meine Kirche von mir verlangt, keinen Alkohol zu trinken. Ich war schon auf der abschüssigen Bahn. Ich konnte schon sehen, wohin das führt, aber dagegen tun konnte ich nichts.

Das Böse ist in uns. Der Teufel lockt es heraus und wir tun gut daran, unsere eigenen Entscheidungen mit dem Herz und dem Verstand zu treffen. Und nicht mit unseren Instinkten.

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Ich konnte schon sehen, wohin das führt, aber dagegen tun konnte ich nichts.

Mir selber ist Suchtproblematik auch nicht fremd, ich habe außer mit Alkohol und Nikotin auch mit diversen Substanzen hantiert, die dem Gesetzgeber ein Dorn im Auge sind, weil er bei deren Verkauf keine Genussmittelsteuer abbekommt. Ich hatte aber zu jeder Zeit die Entscheidungsfreiheit, zu sagen: genug, jetzt reichts. Wieviel Leidensdruck beim einzelnen zusammenkommen muss, um an diesen Punkt zu kommen, lässt sich sicher nicht verallgemeinern. Ich denke, jeder sucht sich eben das ihm Gemäße aus, um seine geistige Stärke daran zu messen und erproben. Das mag beim einen der Alk sein, bei mir waren es halt Zigaretten und Aufputschmittel. Als ich für mich erkannt hatte, dass sich die Wirkung immer mehr ins Gegenteil dessen verkehrte, was ich eigentlich damit im Sinn hatte, fiel es mir nicht sonderlich schwer zu sagen, ok, das wars. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Sicher, bei den Zigaretten packt mich ab und zu noch Phantomschmerz, aber der wird mich nicht dazu bringen, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Ich behaupte: Diese Handlungsautonomie kann Ihnen kein Teufel und kein Branntweindämon und auch niemand sonst nehmen - es sei denn, Sie lassen es ausdrücklich zu.

Wie gesagt: Wenn wir trotz der Existenz des Teufels in der Verantwortung sind für unsere Taten, dann scheint es mir schon allein aus mentalhygienischen Gründen sehr unklug, dieser Gestalt allzuviel Macht zuzutrauen. Sonst kommt man unweigerlich auf die Schiene des ausgehenden Mittelalters, wo man hinter allem und jedem Teufelswerk fürchtete. Wo wollen Sie da eine brauchbare Grenze ziehen?

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Ich stimme Ihnen gerne zu. Dem Teufel wird zu viel Macht zugesprochen. Er wird für viele Dinge verantwortlich gemacht, die er nicht unter Kontrolle hat oder die schlichtweg Schicksal ist. Er kann nur einflüstern, motivieren, drängen, nerven, immer wieder auf den Keks gehen mit seinen dummen Ideen. Er kann keine Erdbeben auslösen, Autobahnbrücken einstürzen lassen oder Feuer legen. Aber er kann Hass sähen, Missverständisse schüren oder Vorurteile aufbauen. Und was Hass, Missverständnisse oder Vorurteile aus Menschen machen können ist leider viel zu oft in den NAchrichten zu sehen. In dieser Hinsicht sollten wir die Macht des Teufels nicht unterschätzen.

Die Grenze zum Teufelszeug ist schnell gezogen. Der Mensch ist für seine Taten verantwortlich. Punkt. Eine Idee kann teuflisch sein, eine Tat hat aber immer seinen Ursprung in Menschen.

Nehmen wir einen Amokläufer in einer Schule. Um aus einem lieben Jungen aus gutem Eleternhaus einen jungen Mann zu machen, der wild um sich schießend Schüler und Lehrer tötet, müssen schon ein paar Dinge passieren. Das können besondere Umstände im Leben sein, z. B. Scheidungskinder, prügelnde Eltern, Alkohol, schulische Gewalt, Ohnmacht und die Unfähigkeit sich durchzusetzen, gewaltverherrlichende Spiele, gewaltbereite Freunde mit kruden Ideen, aufputschende Musik usw.

Einzeln mögen die Dinge harmlos sein, auch mögen nicht alle Menschen auf diese Dinge anspringen. Schulische Gewalt hat aus mir einen Pazifisten gemacht. Aber jeder Jeck ist anders und aus den vielen Zutaten lässt sich mit genügend Hass und genügend Feindbildern und eingeengten Sichtweisen (wie sie z. B. auch vom TV geliefert werden) irgendwann jemand dazu bringen, der die besondere Situation ausnutzt, dass sein Vater seine Waffen dumm rumliegen lässt. Es sind tausende kleine Schritte die Notwendig sind. Der Teufel ist bereit sie zu gehen.

Noch etwas, Herr Mark. Ich lese häufig aus Ihren Kommentaren und Beiträgen, dass Sie anders sind als ich. Wir sollten beide nicht der Versuchung erliegen, dass die Weise wie wir sind automatisch auf andere übertragbar ist. Ich habe echt gekämpft mit Rauchen aufzuhören. Und Hunderttausende kämpfen im Moment damit und verlieren jeden Tag aufs neue. Und noch viel mehr sehen gar nicht ein zu kämpfen. Die Glauben allen ernstes, das alles nicht so schlimm ist. Da ist der Teufel viel weiter als mit uns beiden :-)

Was die anderen Substanzen angeht hatte ich "Glück". Ich habe Haschisch ausprobiert und viele schöne Stunden bei der Bundeswehr damit verbracht. Mit ein paar Jungs und unseren Instrumente waren wir dann mal bei einem Kumpel in Kiel und haben dort eine Mordstüte und einen halben Kasten Flens verarbeitet. Die Kombination hat mir einen Kreislaufzusammenbruch erster Kategorie beschert. Ich wollte in die Küche, kippte um, lag auf dem Rücken auf dem Boden und hatte das Gefühl auszufließen. Das Leben floß aus mir heraus. Ich dachte, ich müßte sterben. Ich wollte nicht sterben. Zum Glück berappelte ich mich wieder. Danach habe ich nie wieder Haschisch angefasst. Die "Kinder vom Bahnhof Zoo" haben andere Erfahrungen vom Aufhören.

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Bei allem,
was uns zweifellos trennt, finde ich auch immer wieder gemeinsames und verbindendes. Das macht es in der Mischung immer wieder so interessant mit Ihnen.

Ich hab ja btw. auch nicht gesagt, es wäre mir leicht gefallen, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich war ein paar Tage lang wirklich ultramies und dünnhäutig drauf. Aber ein Kampf war es eigentlich nicht. Weil mein Entschluss fest stand und fest steht. Noch weniger Kampf war es, das Hallo-Wach bleiben zu lassen - obwohl ich schon ein paar Jahrchen damit rumgemacht hatte. Die Zeit war reif, und ich wußte, ich werde zwei, drei Wochen sehr müde und mies drauf sein, und dann ist das Thema Geschichte. Kiffen hatte mir auch irgendwann nix mehr gegeben, das konnte ich auch ohne großen inneren Zwiespalt bleiben lassen.

Zumindest lese ich mit Erleichterung, dass Sie dem Teufel keine übermäßigen Mächte und Fähigkeiten zuschreiben. Über den Primat der eigenen Verantwortlichkeit sind wir uns eh einig. Von daher ist es im Grunde nur ein folkloristisch-weltanschauliches Nebendetail, ob ich die menschlich fabrizierten Übel der uns eigenen dunklen Seite zuschreibe oder einem externen Teufel. In der Summe mögen sich die gesammelten menschlichen Fiesheiten tatsächlich zu einer wesensartigen Konsistenz oder energetischen Einheit zusammenballen, die manchem intuitiv das Gefühl gibt, dass "da was ist". Ich sage nicht, dass das falsch sein muss oder dass ich genau wüßte, dass da definitiv nichts ist. Ich glaube nur, dass es die Menschen nicht allzu sehr weiterbringt, vor lauter Teufelsfurcht ihre eigenen Verantwortlichkeiten aus dem Auge zu verlieren. Und wenn ich Sie richtig verstanden habe, sehen Sie das auch nicht anders.

Aber eins möchte ich doch noch wissen von Ihnen: Wenn ich die Existenz des Teufels ablehne, von der Sie ausgehen - und wenn ich auch sonst dem von Ihnen akzeptierten Glauben nicht anhänge - bin ich dann irgendwie ein Verdammter oder Unerlöster nach der Auffassung Ihrer Glaubensbrüder?

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Sie machen da ein ganz neues Fass auf. Ich beantworte die Frage ganz kurz (was ich halt so "kurz" nenne) und sollte das Disussionen erzeugen, würde ich es gerne von hier an einen anderen Ort verlegen.

Nein. Sie sind kein verdammter. Ich bin immer wieder völlig baff darüber, dass die meisten Gott als einen rasenden Gewalttäter ansehen, der hinter allen Ecken lauert um uns - HAH! ÜBERFÜHRT, AB IN DIE HÖLLE MIT DIR, ELENDER! - in ebendiese zu senden. Das ist nicht so, und das wird auch nicht so weil einige studierte Dummköpfe in diversen Religionsgemeinschaften als Herdenführer mit Liebe nicht weiterkommen und deswegen die Furcht verwenden, um die Schafe auf der Weide zu halten.

Auch wenn meine kleine Tochter Blödsinn macht in ihrem Leben (noch ist sie ja zu klein dazu) bedeutet das doch noch lange nicht, dass ich sie nicht mehr liebe. Wir sind Gottes Kinder und er liebt uns sehr. Es gibt drei Möglichkeiten, die wir als unsterbliche Geister nach dem Leben hier auf der Erde haben werden. Joseph Smith hat das niedrigste dieser drei Herrlichkeiten als so unglaublich wunderbar beschrieben, das die Menschen Selbstmord begehen würden, wenn sie wüssten was das niedrigste der drei Herrlichkeiten für sie bereit hält. Die "Qualität" dieser drei Reiche wird mit dem Licht der Sterne, des Mondes und der Sonne verglichen.

Das niedrigste entspricht dem Leben auf der Erde, allerdings ohne den negativen Einfluss des Teufels. Diese ganze multikulti-Kiste, Toleranz und so weiter wird dort selbstverständlich sein. Wir werden es dort ganz natürlich leben können. Die Erde ist schön und dort können wir diese Schönheit genießen und in ihr leben.

Die zweite, dem Licht des Mondes entsprechende, ist wie das, was wir hier schon als Paradies bezeichnen.

Wirklich interessant ist aber die dritte. Wir nennen es die celestiale Herrlichkeit. Dies ist der Ort, an dem auch Gott lebt. Und diese Herrlichkeit beherbergt einen fundamentalen "Bonus", den die anderen nicht haben.

Alle Menschen haben einen unsterblichen Geist. Sie werden ewig leben. Aber nur die Menschen die das celestiale Reich ererben werden selber Geistkinder zeugen können. Fragen Sie mich nicht warum.

Und was ist mit der Hölle? Nun, diese äusserste Finsternis ist der Ort, an dem der Teufel und die verbannt werden, die ihm gefolgt sind. Man muss sich wirklich deutlich und selbstständig für den Teufel und gegen Gott entscheiden und dies auch durch Taten beweisen, um dieses "Privileg genießen" zu dürfen. Ich rede hier noch nicht mal von Mördern. Das ist eher so eine Kategorie Adolf Hitler, oder "der Pate", oder diese Warlords überall auf der Welt. Ob jemand zugelassen hat vom Teufel verführt zu werden, jemanden zu töten, oder es aus kalter BErechnung tut, wird in diesem häufig genannten Jüngsten Gericht geklärt. So wie ich das sehe kommen nicht wirklich viele in diese "Hölle". So schlecht sind die meisten Menschen nicht.

Aber, und das ist natürlich auch zu betrachten, ein ewiges Leben ohne die Chance auf eigene Geistkinder ist so ähnlich wie Ehepaar ohne die Chance auf eigene Kinder. Das sehen einige möglicherweise als nicht schlimm an. In meiner Erfahrung ist aber eigene Kinder haben die wertvollste Erfahrung nach der Ehe, die ein Mensch machen kann. Und schaut sie euch an, die Menschen im Altersheim. Was ihnen am meisten gegeben hat im Leben sind die Kidner und Enkel. Auch hier bestätigen Ausnahmen eigentlich eher die Regel.

Nein, Herr Mark, die Aussicht auf die Hölle muss ich Ihnen im Moment zunichte machen. Da müssen sie schon gegen eine sichere Erkenntnis der Existenz Gottes aktiv handeln. Und diese sichere Erkenntnis der Existenz Gottes haben nicht viele hier auf der Erde. Die meisten sind angehalten Glauben zu entwickeln.

Nu ist es doch schon wieder etwas länger geworden. Sorry.

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Ach ja. Um sich für das celestiale Reich zu qualifizieren, muss mehr passieren , als den Namen "Mutter Theresa" von anderen zu bekommen. Es ist notwendig sich auf Erden für Gott zu entscheiden, seinen "Namen auf sich zu nehmen", sich also öffentlich für Ihn zu bekennen, üblicherweise durch die Taufe in seiner Kirche, seine Gebote zu halten und die Verordnungen im Tempel zu erlangen, die wie "Schlüssel" anzusehen sind, die den Zugang zum celestialen Reich überhaupt erst ermöglichen. Es gibt einiges, was ein Mensch lernen muss, bevor er in das celestiale Reich gelangen kann. Damit jeder willige Mensch das lernen kann gibt es seine Kirche.

Sollte jemand nicht die Gelegenheit dazu haben, in dieser Kirche das Notwendige zu lernen (die Kirche ist nicht überall verbreitet, und es gab auch Zeiten, in seine Kirche nicht auf der Erde war) wird derjenige nach seinem Tod die Gelegenheit bekommen das nachzuholen. Selbst wenn ich die Chance hier auf der Erde nicht nutze um das Notwendige zu lernen, kann ich das nachholen. Allerdings macht es nicht gerade einen schlanken Fuß, wenn ich mich auf der Erde dagegen entscheide, um dann später alles Nachzuholen. Ich handele dann gegen meine Erkenntnis. Celestial wird aber nur der, der gemäß seiner Erkentnis handelt.

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Die Länge ist kein Problem,
Ihre Ausführungen sind immer sehr interessant, gerade weil ich zum theologisch-weltanschaulichen Fundament Ihres Glaubens vergleichsweise wenig Vorbildung mitbringe. Dem Buch Mormon kann man diesen theologischen Überbau ja leider nicht entnehmen. Da hilft es wirklich weiter, wenn Sie ab und zu etwas weiter ausholen. Lohn der Mühe ist aus Sicht von hier und heute, dass ich im Laufe unserer Diskussionen hier bereits einige Vorurteile gegen Ihre Glaubensgemeinschaft begraben konnte.

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Vorturteile gegenüber Mormonen könnte ein eigener spanender Thread werden. Übrigens auch gegen Buddhisten, Hindu, Islamisten etc (you name it).

Vielleicht später mal :-)

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Vorurteile
sind ja nicht völlig nutzlos. Sie helfen, mit der Überkomplexität der Welt klarzukommen. Ich bekenne mich auch gern dazu, nicht völlig frei davon zu sein.

Dass Ihr Verein indes kein apokalypsegeiler Armageddon-Kult von Polygamisten sein wird, hatte ich mir schon so halbwegs gedacht. Islam/Islamisten waren hier im Dorf auch andernorts prominentes Thema, von daher konnte ich es mir grade noch verkneifen, dieses Fass nochmal aufzumachen. Aber dazu werden schon neue Gelegenheiten kommen. Zeit wäre es überdies, dem Vorurteil der ach so gewaltlosen und friedlichen Buddhisten einmal nachzugehen. Das hält einer differenzierteren Betrachtung nämlich auch nicht stand...

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