Dienstag, 19. September 2006
Zum Teufel
Anmerkungen zu einer "Unperson". Aus meiner Sicht als Mitglied der Kirche Jesu Christi, der Heiligen der letzten Tage.

"(19) Denn das Reich des Teufels muss erbeben, und die dazu gehören müssen notwendigerweise zur Umkehr aufgestachelt werden, sonst wird der Teufel sie mit seinen immer währenden Ketten fassen, und sie werden zum Zorn aufgestachelt, und gehen zugrunde. (20) Denn siehe, an dem Tag wird er im Herzen der Menschenkinder wüten und sie werden zum Zorn aufgestachelt gegen das was gut ist. (21) Und andere wird er beschwichtigen und in fleischlicher Sicherheit wiegen, so dass sie sprechen: Alles ist wohl in Zion, ja, Zion gedeiht, alles ist wohl; und so täuscht der Teufel ihre Seele und verführt sie – sachte hinab zur Hölle. (22) Und siehe, andere umgarnt er schmeichlerisch und sagt ihnen, es gebe keine Hölle; und er spricht zu ihnen: Ich bin kein Teufel, denn es gibt keinen – und so flüstert er ihnen ins Ohr, bis er sie mit seinen furchtbaren Ketten fasst, aus denen es keine Befreiung gibt." Das Buch Mormon, 2. Nephi 28: 19-22.

Ich hatte es schon mal erwähnt: Der Mensch scheint aus Geist zu bestehen und aus einem Körper. Der Körper, das ist bekannt, ist sterblich. Der Geist nicht. Vielleicht ist das neu. Beides, Körper und Geist, bildet die Seele. Die Menschen werden von verschiedenen Religionen auch als Gottes Kinder bezeichnet. Wenn wir alle Gottes Kinder sind, dann sind wir Geschwister: Bruder und Schwestern. Das ist übrigens der Grund, warum wir Mitglieder der Kirche Jesu Christi, der Heiligen der Letzten Tage als Bruder oder Schwester bezeichnen. Nicht weil wir vom anderen Ufer sind oder so. Ja, auch das habe ich schon gehört.

Unser unsterbliche Geist hat schon vor dem Erdenleben existiert und wird auch nach ihm existieren. In dieser Hinsicht sind wir unsterblich. In dieser Präexistenz, dem Leben vor dem Erdenleben, haben wir bei Gott gelebt. Er hat uns aufgezogen, belehrt und alles das gemacht, was gute Eltern hier auf der Erde auch tun, wenn ihnen Nachwuchs beschieden ist. Sie kümmern sich. Übrigens ist für mich die Existenz einer Gottes-Mutter ebenso logisch wie nahe liegend, womit die Frage ob Gott eine Frau sei hinfällig ist. Gott Vater, Elohim, ist Teil eines (Ehe-)Paares. Sie sind aneinander gesiegelt, so wie Ehepaare es eigentlich sein sollten. Aber auch das passt nicht ganz hierher, illustriert aber ein wenig, wie wir im vorirdischen Dasein gelebt haben könnten. Ziel der himmlischen Eltern ist es, das die Kinder ebenso Götter werden können wie sie selber es sind. Ein Wunsch, der dem irdischer Eltern sehr ähnelt. Meine Tochter soll später in der Lage sein eine selbstständige Person zu werden, die ihr eigenes Leben lebt. So wie ich es bin. Wie sie das macht, und was sie darunter versteht ist ihre Sache. Dieser Punkt ist sehr wichtig für meine weiteren Ausführungen. Manche finden die Vorstellung selber Götter werden zu können blasphemisch. Aber warum sollte der Sohn eines Schreiners nicht auch Schreiner werden können? Schmälert das den Stand der Schreiner? Eben.

In der Entwicklung eines Kindes kommt es hier auf Erden irgendwann zu einem Punkt, wo das Kind wichtige Dinge nur noch ausserhalb des Elternhauses lernen kann. Dieser Umstand ist auch bei Gott so. Nichts Böses kann in Gottes Gegenwart bestehen. Das bedeutet 1. das es für Geistwesen "Orte" geben kann, die nicht in der Gegenwart Gottes liegen, und 2. das das Böse eine Sache ist, mit der auch Gott sich rumschlagen muss. Allerdings, und das nennen wir üblicherweise eine "göttliche Eigenschaft" hat er das Böse überwunden, in etwa so, wie manche von uns das Rauchen überwunden haben. Das ist nur eine Metapher. Hängt euch bitte nicht dran auf.

Den Umgang mit dem Bösen können wir in Gottes Gegenwart also nicht lernen. Der Umgang damit ist aber eine fundamentale Fähigkeit ohne die es nicht weitergeht auf dem Weg ein Gott zu werden. In wie weit wir uns auf das Böse einlassen, in wie weit wir den Einflüsterungen des Bösen folgen und in wie weit wir Gottes Geboten folgen, so wir sie denn kennen, in dem Maße wie wir Gott folgen, werden wir selber göttlich werden können. Der Sinn des Lebens besteht demnach, dass wir unsere Entscheidungsfreiheit nutzen uns für das Gute zu entscheiden. Und so unterschiedlich wir Menschen und unsere Lebensumstände sind: Für das Gute und gegen das Böse können wir uns immer und überall entscheiden. Das ist weder von der Hautfarbe, noch vom Einkommen noch von der Zeit abhängig, in der wir leben.

Nun, die Frage kommt natürlich auf, was mit denen geschieht, die sich mal für das Böse entschieden haben, bzw. die der Versuchung nachgegeben haben? Da nichts unreines oder Böses in der Gegenwart Gottes bestehen kann ist demjenigen die Rückkehr zu Gott verschlossen. Zwei Alternativen standen den Geistkindern Gottes in der Präexistenz zur Wahl. Die eine sah vor, dass die leidige Geschichte mit der Entscheidungsfreiheit überhaupt gar nicht erst zum Tragen kommen soll. Keiner sollte die Wahl haben sondern jeder wurde gezwungen das Gute zu tun. Dafür würde Luziferl, der Sohn der Morgenröte, der einer der großen unter den Kindern Gottes war, sorge tragen. So seine Idee. Das Bestechende an der Sache: Keiner würde verloren gehen, alle würden die Prüfung bestehen. Als Lohn würde er die ganze Ehre und den Ruhm für diese Tat bekommen und selber ein Gott werden. Die andere Alternative war diese: Jeder Mensch bekommt die Entscheidungsfreiheit. Diejenigen, die durch Unachtsamkeit oder mit vollem Bewusstsein gegen die Gebote gehandelt haben, können ein Sühnopfer annehmen, das Jesus leisten werde. Er würde die Sünde derjenigen auf sich nehmen, die ihm folgen wollen. Wer das nicht wolle, müsse die Konsequenzen selber tragen. Im übrigen war dem Vorschlagenden klar, dass jeder nur für die Übertretungen verantwortlich gemacht werden kann, die er auch selbst begannen hat.

Diese beiden Pläne standen zur Diskussion und zur Wahl. Es soll eine Art Gefecht gegeben haben um die beiden Ideen, wenn mir auch nicht klar ist, wie das abgegangen ist. Letztendlich haben sich etwa 1/3 der Geistkinder Gottes für den Plan des Luzifer entschieden, 2/3 für den Vorschlag von Jesus. Der Plan von Luzifer hatte allerdings einen fatalen Fehler. Die Geistkinder konnten das gesetzte Ziel, nämlich sich für das Gute zu entscheiden, nach der Luzifer-Variante gar nicht lernen. Ausserdem wollte Luzifer auf eigene Rechnung arbeiten und so dieser Prüfung selber entgehen. Wie auch immer. Dieses Drittel ist mit Luzifer an seiner Spitze aus dem Himmel verwiesen worden, was in der Offenbarung nachzulesen ist.

" ... aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen." Bibel, Die Offenbarung des Johannes , Kapitel 12: 8-9

Dieses Drittel wurde, so wie sie waren, auf die Erde geworfen. Die anderen 2/3 bekamen nach und nach einen Körper, wurden geboren und stehen nun jeden Tag vor Entscheidungen.

Was macht das einzelne Drittel nun. Luzifer wurde der Teufel, Satan, der Vater aller Lügen. Um zu werden wie Gott muss er einen Körper bekommen, den er nicht hat. Dieser Weg ist ihm versperrt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, so viele wie möglich von den 2/3 der Geistkinder mit Körper auf seine Seite zu ziehen. Er versucht ein Detail im Plan der Erlösung, so nennen wir den Vorschlag von Jesus, auszunutzen. Gott war klar, dass wir auf der Erde nicht perfekt werden können. Er hat festgelegt, dass der die Prüfung besteht, der die wirkliche Absicht hat ihm zu folgen. Das kann auch bedeuten, das jemand nicht alles schafft, aber es schaffen will. Natürlich sind die bei der Geschichte Aussen vor die sagen, klar, will ich auch, dann aber willentlich anders handeln. Der Teufel versucht aus diesem Umstand Kapital zu schlagen. Er versucht die Menschen. So ist z. B. Ehebruch eine Sache, der mann/frau mal erliegen kann, aber wenn der Teufel es schafft jemanden immer wieder dazu zu bringen, dann wird es dem Menschen zu einer Gewohnheit, zu einem Bedürfniss und irgendwann zu einer Charaktereigenschaft. Ein gewohnheitsmäßiger Ehebrecher will irgendwann nicht mehr zurück.

Am besten für den Teufel ist
1. wenn seine Existenz zumindest vage, am besten unbekannt bleibt.
2. wenn die Gebote Gottes mindestens lästig, besser noch lächerlich oder veraltet angesehen werden, jedenfalls etwas, das heute "in einer modernen Welt" nicht mehr Gültigkeit hat.
3. wenn so viele Menschen wie möglich so weit weg wie möglich von der Wahrheit ihrer Existenz hier auf der Erde leben
4. wenn so viel wie möglich böses im Namen des Guten geschieht, damit das Gute mit dem Bösen gleichgesetzt wird.

Der Teufel hat nur begrenzte Ressourcen. Als körperloses Wesen ist er mit seinen ebenfalls körperlosen Nachfolgern darauf angewiesen, die Menschen dazu zu verlocken etwas zu tun, was sie sonst nicht tun würden oder was gegen ihre Erkenntnis steht. Er kann ihnen nur Einflüsterungen geben. Das kostet Zeit und Ausdauer. Die, die eh auf einem ihm angenehmen Weg sind, die lässt er daher meist in Ruhe. Das Leben hat genügend Tücken und Schicksalschläge um die Seelen auf der vorgegeben Bahn zu halten. Aber die, die sich den Geboten Gottes nähern, denen setzt er zu. Das ist wie mit einem Fluss. Wer mit dem Strom schwimmt, merkt nichts von der Gewalt des Flusses. Wer sich aber dagegenstemmt, spürt die Macht der Wassermassen. Das Experiment ist so einfach wie unbeliebt: Halte die Gebote Gottes und sieh was passiert. Es fängt schon damit an, das die meisten die Idee schon lächerlich finden. Rauchen aufhören, trocken oder clean zu werden ist ähnlich. Erst wer sich dagegen stemmt spürt die Wucht der Sucht.

Am Ende des Lebens wird sich für den Menschen zeigen, wie er gelebt hat. Hat er sich für das Gute eingesetzt, oder aber ist er den Versuchungen erlegen und hat sich gegen die Gebote Gottes entschieden. Wer sich für Gott entschieden hat, von seinen Sünden umgekehrt ist und das Sühnopfer angenommen hat, kann zu ihm zurückkehren. Wer das nicht getan hat, kann nicht zu ihm zurück. Er bleibt in der Gewalt des Teufels. Was das bedeutet kann der nachvollziehen, der zb. einer Sucht erlegen ist. egal ob Spielsucht, Alkohol, Sex oder was auch immer. Irgendwann verliert man die Kontrolle über sein Handeln. Lange Zeit ist alles gut und man hat das Gefühl, zu wissen was man tut. Doch dann schnappt irgendwann die Falle zu. Alkoholiker oder Drogenabhängige kennen diese Situation. Ich kenne jemanden im Methadon-Programm in Wuppertal. Er sagt, das Schlimmste ist, dass du glaubst es schaffen zu können, unter Kontrolle zu haben. Aber das schaffst du nicht. Du hast die Kontrolle nicht mehr. Das ist lange her. Jeder hat die Wahl seine Taten zu bestimmen. Welche Konsequenzen die Taten haben steht aber ausserhalb unserer Wahlmöglichkeiten.

So, und nun liegt es an jedem selber, die Augen aufzumachen und zu sehen. Was passiert mit mir, meiner Familie, meinen Verwandten, Freunden, in meiner Stadt, meinem Land, Kontinent, ja, auf der ganzen Erde? Es liegt an jedem selber herauszufinden was wahr ist, ob die Warnung berechtigt ist oder ob ich hier Mumpitz verbreite. Ich glaube, das es wahr ist. Ich glaube, dass das was um uns geschieht, auf die von mir beschriebenen Vorgänge zurückzuführen ist. Ich bekomme jeden Tag aufs neue die Bestätigung, das es so ist.

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