Freitag, 15. September 2006
Katholikenluft
Das ist jetzt was persönliches. Und eigentlich missbrauche ich dieses Blog damit. Aber vielleicht kann mir jemand klarmachen, dass ich das alles ganz schrecklich falsch sehe.



Die folgenden Bilder habe ich in München in der Frauenkirche gemacht. Für mich ist offensichtlich, das diese Kirche nicht mehr auf den christlichen Fundamenten der Liebe und Barmherzigkeit aufgebaut ist, und das Jesus, der Sohn Gottes, für sie tot ist.

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zum thema gewalt: lesen sie die bibel. hätten wir keine historisch-kritische auslegung, wäre im christentum genau soviel gewalt und blut und tod möglich wie im viel beschimpften islam (in dem das wort allahs ja nicht analysiert werden darf. ;)). nicht nur das at - hier allen voran das tora-gesetz und texte wie der über die "landnahme" (ja, was glaubt man denn, die sind da nicht einfach reinmarschiert in leere wildnis!) - auch die offenbarung ist teilweise einfach nur erschreckend. judenfeindliche aussagen (im wörtlichen sinn verstanden) ziehen sich durch das nt wie ein roter faden. jede religion hat von anfang um ihr überleben gekämpft, mit anderen religionen, kultformen und staatlichen instanzen. z.b. die bösen verfolgungen waren immer etwas, in das zwei seiten verwickelt waren.
lesen sie die apokryphen (z.b. hennecke-schneemelcher). auch jesus hat kleine jungs vom dach geschubst. *g*
zum thema hierarchie: die kirche ist eine institution wie jede andere auch. in den paulinischen briefen und auch der apg kommt der anspruch der weltmission zur geltung. dass eine weltumspannende kirche ordnungen und hierarchien erstens braucht und zweitens automatisch adaptiert durch vorgegebene kulturen, ist ziemlich natürlich. das war nicht im sinne ihrer erfinders, aber die haben das glaube ich auch noch nicht so ganz geografisch geblickt. raum ägäis bis maximal rom ist nicht die welt. ;)
zum thema anbetung des leidenden christus: ganz, ganz grundlegendes christusverständnis, welches alle vier evangelien tradieren: der gekreuzigte ist IMMER auch der erhöhte. in der annahme seines ihm von gott vorbestimmten schicksals, aus liebe zum vater und zur menschheit ergibt sich der gottessohn den tod, der keiner ist. die niedrigkeit ist die herrlichkeit. es ist nicht ganz einfach so auf die schnelle zu erklären, diese verquickung von erniedrigung ung verherrlichung... nur wer das versteht, wird den gekreuzigten auch anbeten. und wer das versteht, kann z.b. auch nicht den papst anbeten oder sonst irgendeinen goldbeschlagenen machthuber toll finden. der schlüssel liegt im leiden und in der geduld. nicht jedermanns sache. ;)
und noch ein punkt zum thema kirchenbau/ausstattung: vieles ist abgeguckt. z.b. aus dem tempel und aus palästen. der prunk ist keine bewusste erfindung, sondern vielmehr historischer einfluss. was nicht heißt, dass man prunk zelebrieren muss.

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Sie machen Ihrem Testergebnis
übrigens alle Ehre, Frau Morphine. Hätte ich Ihre Antwort gelesen, während ich noch über meiner Replik an Herrn Götze brütete, hätte ich mir etliche Zeilen ersparen können. Zu Ihrem medien- und publikumskritischen Essay anderer Stelle wollte ich auch noch was anmerken. Manchmal tu ich mich schwer mit dem zeitnahen Multitasking...

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Da haben Sie
idie Leidensgeilheit und den Todeskult, von dem ich vorhin sprach, wirklich sehr eindringlich in Bildsprache umgesetzt. Aber nicht alles ist nur und ausschließlich das, wonach es vorderhand aussieht. Sie müssen den Katholizismus, wenn Sie ihn wirklich begreifen wollen, als Mysterienkult betrachten, der sich nicht groß herablässt, den Laien die Mehrfachbedeutungen hinter den Symbolen nahezubringen. Und der Tod, um mal das plakative Beispiel herzunehmen, ist nicht nur der Tod in dem negativen Sinne, in dem er heute zumeist verstanden wird, sondern christlich verstanden, der notwendige Übergang ins Reich Gottes und mithin auch das Ende der mühevollen Pilgerfahrt durch das hiesige Jammertal.

Ein konkretes Beispiel: Sowohl meine Großmutter als auch meine Tante, die nach jahrelangem Siechtum an einer unheilbaren Krankheit starb, haben aus dem Glauben und dem Blick auf das Kreuz mit dem Leiden Christi einen ganz erstaunlichen Trost und eine Stärke gezogen, die ihresgleichen sucht. Was es bei Ihnen bewirkt, hängt von Ihrem Glauben ab, selbst Jesus hat ja die Kranken mit dem Spruch kuriert: "Dein Glaube hat Dich geheilt."

Man sollte auch nicht den naheliegenden Fehler machen, Bilder und Symboliken aus früheren Jahrhunderten, die einen völlig anderen Zeitgeist reflektieren, 1:1 nach heutigen Maßstäben zu messen. Bedenken Sie, dass einige der Artefakte, die Sie abgelichtet haben, aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg stammen mögen oder aus der Zeit während oder nach der großen Pest und Lebenserwartungen von etwas über 30. Da kann schon das Lebensgefühl aufkommen, mitten im Leben sind wir von Tod umgeben.

Was Sie in einen einzelnen Stuhl hineininterpretieren, ist Ihr Ding, mit dem gleichen Recht könnte aber jeder Katholik auch hergehen und die Bienenstöcke, die sich im Umfeld Ihrer Tempelsymbolik oft finden als Beleg dafür hernehmen, dass Mormonen in ihrer Glaubensgemeinschaft gedankenlos funktionieren müssen wie Insekten in einem Bienenstaat.

Langer Rede, kurzer Sinn: Wenn Ihnen dieses Ambiente ein negatives Gefühl verschafft, sind Sie gut beraten, dieses Terrain weiträumig zu meiden. Mich hingegen fasziniert die dunkle Seite dieses Mysterienspiels nach wie vor, und mir kanns gar nicht schaurig genug sein beim Besichtigen von Kirchen...

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Genau. Ich halte mich an Ihren vorletzten Satz und sehe den Letzten als weitere Bestätigung dafür, dass diese Kirche des Teufels sein muss.

PS: Nicht der Stuhl, sondern seine Position, Ausarbeitung und sein Umfeld regen meine Interpretationsphantasie an. Der Bienenkorb ist ein Symbol für Fleiß, wofür steht der exponierte Stuhl?

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Der exponierte Stuhl
dürfte wie der Karlsthron im Aachener Dom auch dem weltlichen Herrscher (und nicht notwendigerweise dem Erzbischof oder sonstigen Kirchenfürsten) als (meistens symbolischer) Sitz gedient haben. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau und kann daher nur vermuten. Werde aber nachliefern, wenn ich genaueres weiß.

Ansonsten: Wenn alles, was mir komische Gefühle verursacht, des Teufels sein muss, mannomann, dann muss ich mein Weltbild einer grundlegenden Revision unterziehen. Der Rechner macht komische Zicken, das Radioprogramm von SWR3 nervt - danke, dass Sie mir die Augen für die wahren Ursachen geöffnet haben. ;-)

Jetzt kommen Sie aber bitte mal zu Potte mit Ihrem Teufel, keine Nebenschauplätze mehr. Sondern, wie Herr rabe489 sagte: Buddha bei die Fische...

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hier is leider in der sache was falsch
gekreuzigt wurden 1000sende in und um jerusalem u.a. auch dieser jesus. das war keine lustige gewaltherrschaft mit die römer.

ne theoligisch entscheidend is die auferstehung und jeder kathole sieht das im kreuz oder sollte das sehen. das is zentral sonst würde das christentum gar nich existieren können.

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Jesus am Kreuz muß in Klassenzimmern nicht sein, stellt aber in einer katholischen Kirche nicht gerade irgendeinen heidnischen Fremdkörper dar, auch wenn wir Protestanten dank unseres Abstraktionsvermögens mit dem leeren Kreuz auskommen. Dafür kann es schon einmal passieren, daß Jugendliche ein Riesenexemplar in den Weihnachtsgottesdienst mitbringen, um an Karfreitag zu erinnern. Das übrige Brimborium in großen und alten katholischen Kirchen mag symbolschwanger, veraltet oder überflüssig sein, doch warum sollte man es entfernen? In einer normalen katholischen Kirche findet man davon nur noch wenig, wenngleich auch in ihnen Gelegenheit gegeben wird, Maria anzubeten.

Und bevor aus der Bewahrung alter Darstellungen ein Speer gegen die katholische Kirche geschnitzt wird, sollte man sich einmal vorstellen, die Kathedralen würden verkauft. Wie schnell wären die Heiden zur Stelle, sie als Gesamtkunstwerk zu erhalten? Wie gerne würden sich Privatsammler Einzelstücke unter den Nagel reißen? Wieviele Altäre würden zerlegt und in den Vereinigten Staaten wieder aufgebaut? Kurz: Solange nur Marienstatuen angebetet werden und man ihnen nichts zu essen hinlegt, kann ich jeden Dom auch einfach als Museum sehen, in dem keine Männer mit Orangen, sondern mit Dornenkrone ausgestellt werden.

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@zitterwolf: Gut auf den Punkt gebracht, danke.

@wuerg: Bei den Evangelischen hat es mich immer ein wenig befremdet, dass der Karfreitag (und nicht etwa Ostern) als der höchste Feiertag gilt. Das muss wohl eine Reminiszenz an die diversen alten Mythen und Bräuche von Opferkönigen sein. Daher war es ja auch dramaturgisch so wichtig, dass Pilatus noch die richtige Inschrift aufs Schild pinseln lässt...

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Warum Karfreitag wirklich der höchste Feiertag der evangelische Christenheit ist, obgleich er von ihr mit weit weniger Pomp als in der katholischen Kirche begangen wird, ist eine Frage für Historiker. Anders sieht es aus mit der nachgängigen theologischen Begründung, für deren Tiefe ich zuwenig Theologie studiert habe. Das kann C17H19NO3 besser.

Zwar feiern wir eher die runden Geburts- als Todestage vergangener Größen, nahe Verwandte aber beginnen die Jahreszählung mit dem Tod neu. Ob sie es für unschicklich halten, weiterhin Geburtstagskerzen aufzustellen oder wirklich glauben, mit dem Tod beginne ein besseres Leben, sei dahingestellt. So muß Karfreitag als Auftakt zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten sich hinter Weihnachten auf keinen Fall verstecken.

Aber was wäre Jesus heute ohne Tod am Kreuz, mit leerem Grab allein nach einem natürliche Tod? Zielen der Einzug in Jerusalem und das letzte Abendmahl etwa auf die Auferstehung von den Toten oder auf die Himmelfahrt? Wessen gedenken auch die Katholiken, wenn sie nicht nur einmal im Jahr das Abendmahl feiern? Obgleich es nicht mein Kernpunkt ist: Jesus ist für unsere Sünden gestorben, auf daß wir das ewige Leben erreichen. Und in ihm ist Gott Mensch geworden, nicht uns als Avatar in die Spur zu bringen, sondern als Mensch zu leben und zu sterben.

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OT: In meinem Firefox zittert die rechte Spalte, wenn ich über die "letzten Kommentare" gehe. Kann man das mal ändern, bitte?

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Ab und zu hilft es auch, einen neueren Firefox zu installieren. :)
(Der Bug ist seit Version 1.5 behoben.)

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Schriftgröße ändern
könnte auch was bewirken.

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Da moderne Systeme nicht mehr von den Wurzeln her zu verstehen sind, muß man wie in der Psychologie vorgehen und erst einmal ein paar Fragen stellen:
  • Zittert es auch in an deren Blogs?
  • Zitterte es bereits, als der reich gebilderte aktuelle Beitrag noch gar nicht vorhanden war?
  • Zittert es auch, wenn Sie einen ganz normalen Beitrag anzeigen? (*)
  • Zittert es auch, wenn Sie den Internet-Explorer verwenden?
* Nicht den aktuellen mit den Bildern und auch nicht den zum Fragebogen, der eine zu breite Tabelle enthält.

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1) Nö. 2) Weiss nicht, bin neu hier. 3) Ja 4) Nö.

Ich werde wohl mal den Tip von Herrn Bluesky befolgen. Danke.

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Bei mir zittert diese Spalte in vielen anderen Blogs. ;)

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Hatte das Phänomen auch,
aber seit Firefox-Update auf 1.5 zittert hier (und in anderen Blogs) nur noch der Zitterwolf.

Mit Schriftgröße größer oder kleiner kam man der Sache aber auch bei.

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Ich gehe einmal davon aus, daß der gleiche Effekt durchaus in einigen anderen Blogs ebenfalls auftritt. Da über eine lustige Umbenennung hinaus in diesem Blog meines Wissens nichts angepaßt wurde, wird es sich wohl um mangelndes Zusammenspiel der Grundsoftware mit Firefox handeln, womit es eine Frage für hilfe.blogger.de wäre.

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Och, mit brutalem Rechtsklick auf den jeweiligen Kommentar ist dem Zittern auch beizukommen. ;)

Aber gut zu wissen, woran's liegt.

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Ah, mit frischem Fuchs zittert's nicht mehr. Gut.

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Biblische Bilder
Viele der in der Kirche fotografierten und hier gezeigten Bilder zeigen doch nur biblische Szenen.

Daher kann ich diese negative Kritik der Leb- und Lieblosigkeit nicht verstehen.

Schon beim Bild des gekreuzigten Jesus und dem Kommentar kann ich mich nur ob der biblischen Unkenntnis wundern:

Schon Paulus schreibt an die Korinther: Ich habe euch Christus vor Augen gemalt und Ihn als gekreuzigt.

Es ist das Kreuzesopfer des Herrn das uns befreit.

Doch es gilt, was Paulus schon damals ahnte:

Der Welt ist das Kreuz ein Irrsinn.


Ja, auch Christen wollen das Bild des Gekreuzigten gerne verdrängen, weil ihnen dann bewusst werden würde, wo denn ihre Nachfolge des Herrn ihr Zielpunkt hat: Am Kreuz.

Aber das ist ja zu unbequem. Da stellt man lieber leere Kreuze auf, leere Kreuze, ohne Blut und Schweiß, ohne Leid und Tod.

Und so wird auch bei vielen ihr Glaube sein: Leer!

Nur im Unglauben kann man das Bild des gekreuzigten Herrn als Siegerpose Satans betrachten. Im Glauben aber erkennt man hier das Liebesopfer Christi, die Liebe des Vaters, der Seinen Sohn nicht schonte, auf das Jesus für uns den Fluchpreis zahlte und wir so errettet werden können vor dem Fluch des Gesetzes. Denn am Kreuz wurde das Gesetz erfüllt. Das sieht der Glaube: Ein Triumph über den Satan. Der Tod wurde im Tod besiegt.

Die Auferstehung ist dann die gnadenvolle Bestätigung dieser Glaubenshaltung. Ohne Tod, keine Auferstehung.

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