Freitag, 5. August 2005
Angst.
"Religion is based, I think, primarily and mainly upon fear. It is partly the terror of the unknown and partly, as I have said, the wish to feel that you have a kind of elder brother who will stand by you in all your troubles and disputes."
Aus Why I'm not a christian von Bertrand Russell.

Ich bin im November 1988 Christ geworden. Ich unterscheide "Christ werden" von getauft sein, obwohl eine Taufe 1988 zu meiner Christwerdung dazugehörte. Gegen meine erste Taufe als Säugling konnte ich nichts unternehmen. Um die zweite Taufe mit 24 Jahren aber habe ich im Bewusstsein der Konsequenzen gebeten, die mir in diesem Alter zur Verfügung steht.

Es gab viele Gründe warum ich 1988 den Schritt unternahm. Alle Gründe von damals sind heute noch gültig. Es sind in der Zwischenzeit viele weitere Gründe dazugekommen.

Angst war keiner dieser Gründe. Ich hatte auch keine Angst vor dem Tod. Sie ist ausserdem sinnlos, da der Tod mit absoluter Sicherheit eintritt. Die Gründe für meinen Christianisierung sind nicht weltlicher Art und können aus diesem Grund keinem weltlichen Prüfungen standhalten. Es ist daher sinnlos, mir beweisen zu wollen, dass diese Gründe nicht relevant sind. Die Erfahrungen, die mir persönlich "bewiesen" haben, dass es eine Gott gibt, kann ich nur beschreiben, nicht aber erklären oder teilen, in dem Sinne, dass der Empfänger von dem Teil nutznießen kann.

Aus diesen geistigen haben sich weltliche "Beweise" entwickelt. Mit den Erfahrungen geistiger Art habe ich Erkenntnisse gewonnen, die mir weltliches erklären. Ich habe dies unter anderem verwendet, um meine geistige Ausrichtung zu überprüfen. Passen geistige und weltliche Erfahrungen nicht mehr übereinander, muss das nicht beweisbare weichen. Ich bin bisher nicht in diese Situation gekommen. Beides passt logisch zueinander.

In diesen nun fast 17 Jahren als Christ habe ich auch Beschimpfungen und Beleidigungen entgegen nehmen müssen. Meist von Menschen, die sich nicht die Mühe machten über meine Entscheidung mal nachzudenken. Sie waren alle schnell mit Urteilen zur Hand, keiner von ihnen aber mit ein wenig Intelligenz oder nur Verständnis.

Dies, Herr Russell, macht mir Angst.

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Hatte auch gerade überlegt,
ob ich mal versuchen soll, hier mein persönliches Credo abzugeben. Aber da ich das nicht in der Kürze hinkriegen werde, gehe ich erst mal auf Ihre Vorlage ein.

Die allererste Frage, die sich mir stellt, ist die: Was taugt Ihr Glaube, wenn er Ihnen diese Angst nicht nehmen kann? Jesus hat seinen Anhängern ja vorhergesagt, dass sie um des Glaubens willen manches zu erdulden hätten. Was sind schon Beschimpfungen und Beleidigungen im Vergleich zum Bewußtsein, zu den Erwählten zu gehören, die zur Rechten des Herrn sitzen werden? Haben Sie nicht mit der Entscheidung für Ihren Glauben die Option mitgewählt, notfalls auch den Märtyrer zu machen?

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Heilig sein.
Den Menschen wird nahegelegt "heilig zu sein". Die frühen Anhänger/Nachfolger der Lehren Christi wurden Heilige genannt. Irgendwann hat eine Institution sich dieser Sache angenommen und für sich das Recht herausgestellt, selber zu bestimmen, wer heilig ist.

Als Heiliger im ursprünglichen Sinne bin ich zwar auf einem, wie ich glaube!, guten Weg, aber ich bin nicht perfekt. Ich weiß zwar, das der Weg richtig ist, ich habe sogar, in dem Sinne wie ich es oben geschrieben habe, "Beweise" dafür, aber unterliege trotzdem Schwächen. So macht mir unter anderem die Dummheit vieler Menschen, ihre Unfähigkeit miteinander umzugehen und sich einander zu respektieren Angst.

Ich denke, Glaube ist kein Fertiggericht das man bekommt und Schluss. Es ist vielmehr eine nahezu unerschöpfliche Quelle von exzellenten Zutaten. Je mehr man kocht, desto besser kann man mit den Zutaten umgehen. Am Ende haben die Zutaten mir geholfen ein guter Koch zu werden. Rückschläge sind nicht ausgeschlossen. Das alles hat was mit dem Sinn des Lebens zu tun. Aber das ist wieder ein ganz anderes Feld. Ein weites Feld ...

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Herr Götze, der Mensch soll „heilig“ sein. Dieser Überzeugung bin ich nicht. Im christlichen Sinn verlangt niemand von Ihnen diesem Anspruch zu genügen. Gläubig, Fromm und Gottergeben ,ja! Der Anspruch zum „Heiligen“ möge Ihnen erspart sein, zumal wenn Sie bei Ausübung Ihrer christlichen Pflichten oder auf dem Weg dorthin wegen Ihres Glaubens und Ihrer Überzeugung sterben sollten (Gott bewahre) werden Sie nicht mal Selig gesprochen. Wenn Sie Gottes „Knecht“ (hier in positiven Sinn) sein wollen, sind Zweifel an der Wirkung Ihrer Handlungen und Gedanken berechtigt. Da Sie aber nicht auf der gleichen Stufe stehen wie Gott, sind sie auch nicht „göttlich“. Ist die Schrift ein Fertiggericht?

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Scheint dann doch immer noch gut festzusitzen, der verfälschte Begriff "Heilig", wie mir hier gerade bewiesen wird. Aber noch mal:

Heilig wurden in der frühchristlichen Zeit ALLE Menschen genannt, die der Lehre Christi nachgefolgt sind. In diesem ursprünglichen Sinne bezeichne ich mich als Heilig. In den apostolischen Briefen werden die Mitglieder der Gemeinden häufig als Heilige bezeichnet, ohne jedoch den Ansprüchen der heutigen Gebrauchsweise des Wortes zu entsprechen.

Ich versuche gerade in der Wikipedia und in anderen Quellen Hinweise darauf zu finden, aber dort redet auch alles um den heissen Brei herum. Ich ziehe also alles zurück, was sich damit befasst und komme wieder, wenn ich belegen kann, was ich von mir gebe ;-)

Sorry.

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Bertrand Russell muß Ihnen keine Angst machen. Ich wurde nach der Lektüre von "Warum ich kein Christ bin" jahrelang sehr fromm. Aus Überlegung, was bei meinen erweckten Brüdern und Schwestern auch nicht gut ankam. Jetzt hat sich das wieder gelegt, und sie müssen sonntags allein falsch singen.

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