Donnerstag, 20. Oktober 2005
Falsche Zeugenaussage?
Den religiös interessierten Lesern dieses Blogs möchte ich dieses bemerkenswerte Fundstück nicht vorenthalten. Um es vorweg zu sagen: Ich bezweifle sehr, dass sich die geschilderte Episode über einen Besuch der Zeugen Jehovas tatsächlich so zugetragen hat. Letztlich ist es halt - wie so vieles, über das wir hier schreiben und kommentieren - Glaubenssache. Viel Vergnügen!

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Ich habe mich verleiten lassen, das "Fundstück" zu lesen und stimme einem Kommentator zu: der text ist weder lustig noch lesenswert

Tatsächlich handelt es sich um die pubertäre Phantasie eines gestörten Boah-Menschen mit Kampfhunden und germanischen Versatzstücken, der eher zu den leichteren Opfern der Zeugen Jehova gehört.

Es ist besser, wenn er weiterhin den Rasen der Schwiegermutter mäht als im Weinberg Gottes zu arbeiten. Den Kontakt mit den Zeugen Jehovas sollte er auf Oliver Pocher beschränken.

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Ganz so hart
fällt mein Urteil nicht aus, ich hab an ein paar Stellen durchaus geschmunzelt. Comedy lebt ja von Überzeichnungen der Charaktere, und ich fand die Klischees auf beiden Seiten einigermaßen stimmig.

Wenn die Geschichte denn tatsächlich so gelaufen wäre (wovon ich wie gesagt nicht ausgehe), dann hielte sich mein Mitgefühl mit den Missionaren in Grenzen. Ich bin ja nicht nur in der Blogosphäre sondern auch im real life immer gern bereit zu einem gepflegten Dialog zu religiösen Themen. Aber sorry, wenn ich das mittlerweile so pauschal sagen muss: Ich empfinde es geradezu als Beleidigung, was für unintelligente Menschen von dieser Glaubensgemeinschaft an die Wohnungstüren geschickt werden. Ich habe noch nicht einen Jehova-Zeugen getroffen, der auch nur in der Lage gewesen wäre, Fragen zu den banalsten theologischen Basics seines Glaubens einigermaßen stringent zu beantworten. Warum schaffen es beispielsweise Mormonen, Baha'i, Siebentagesadventisten, Sanyassins und Scientologen, intelligente Menschen für den Missionsdienst zu rekrutieren und die Zeugen Jehovas nicht? Bis ich den ersten intelligenten Anhänger dieser Religionsgemeinschaft treffe bleibt es für mich bei dem Vorurteil, dass diese Religion nur etwas für geistig minderbemittelte sein kann.

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Da ich mich bisher dem Dialog mit Jehovisten verweigert habe kann ich zur Intelligenz dieser Spezies wenig sagen - nur was ich über ihren Glauben mitbekommen habe läßt mich auch eher woanders suchen.

Aber so schlecht fand ich den Text nicht. Logisch, absolut überzeichnet, und ich würde ihn auch nicht loben, wenns nicht schon so viele entrüstetete 'Gegenstimmen' gäbe, aber für einen kleinen Lacher war er gut genug.

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Wenn man mit Zeugen Jehovas nichts zu tun haben möchte, kann man ihnen bei ihrem ersten Besuch freundlich mitteilen, daß ihr Missionsvorhaben auf keinen fruchtbaren Boden fällt. Sie werden nie mehr wiederkommen. Es verbietet sich für einen anständigen Menschen, sie zu verarschen. Wenn man sie für kranke Opfer einer autoritären Organisation hält, dann sollte man ihnen gegenüber Zurückhaltung üben, wenn es für Verständnis und Freundlichkeit schon nicht reicht. Ich bin nicht in ihre Fänge geraten, weil ich ihnen ein Buch für 50 Pfennig abgekauft habe.

Trotz ihrer Größe bilden die Zeugen Jehovas eine Bilderbuch-Sekte, was kein Freibrief zur Verfolgung darstellt, zumal Sektenverfolgungen bis auf den heutigen Tag zu den übelsten Verfehlungen der Großreligionen und der Herrschenden gehören. Auch heidnische Boah-Comedians sollten sich hinter die Ohren schreiben, was Kurt Hutten in seinem Werk Seher, Grübler, Enthusiasten vor allem den Mitgliedern der großen christlichen Kirchen aufgibt:

Die Menschen, die einer Sekte anhängen, sind nicht schlechter als andere Menschen. Die Motive, die sie zu einer Sekte treiben, sich nicht unehrenhaft. In der Intensität ihres Glaubenslebens, in ihrer Überzeugungstreue, Bekenntnisfreudigkeit und Opferbereitschaft übertreffen sie den Durchschnitt der Kirchenglieder weit. ... Die Gegensätze im Bereich der Wahrheitsfrage sollen stehen bleiben und ausgetragen werden, aber sie sollen nicht auf das Gebiet der menschlichen Beziehungen und Werturteile übergreifen. ... Wer einem Sektengläubigen unsachlich und feindlich begegnet, ist kein Zeuge der Wahrheit, sondern diskreditiert sie.

Und wenn Boah-Comedians wegen schlechter Texte eingesessen oder ihr Leben gelassen haben, wie es die Zeugen Jehovas nicht nur im Dritten Reich taten, vor allem wegen ihrer konsequenten Verweigerung des Kriegsdienstes, dann bin ich bereit, schlechte Manieren und Rottweiler dieser Nervsäcke zu erdulden. Bis dahin müssen sie sich mit Ehrerweisungen durch Hausbesuche der Zeugen Jehovas begnügen, die deshalb gerne zu ihnen kommen, weil orientierungslose Menschen eher zu den leichteren Opfern gehören.

Um es gleich zu sagen: Ich weiß, daß alles nur ein fiktiver Spaß sein sollte. Und über Zeugen Jehovas darf man sich auch einmal lustig machen. Nur war der hier erwähnte Text grottenschlecht. Natürlich gibt es allenthalben ekelhaftere zu lesen, zu denen ich nichts schreibe. Doch hat man sich anderswo auch nicht der Religionsfreiheit verschrieben. Und deshalb mache ich mir die Mühe der Humor-Kritik.

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Mit dem Begriff
Sekte tue ich mich ohnehin schwer, daher habe ich oben ganz bewusst von Glaubensgemeinschaft gesprochen. Sekte, das ist so ein Groß- und Staatskirchen-Schimpfwort für alle Gruppierungen, die ihnen das Monopol streitig machen. Wenn man eine Religion so richtig diffamieren möchte, dann nennt man sie am besten gleich Psychokult.

Und sicher haben Sie recht, dass niemand Verarsche verdient hat, und sei er auch ein Angehöriger des allerbescheuertsten Psychokults. Aber ehrlich gesagt hab ich mich von Angehörigen dieser Glaubensrichtung durchaus schon leicht verarscht gefühlt, wenn ich auf das Angebot, über Gott zu reden eingegangen bin. Und dann auf ernstgemeinte Fragen nur stereotype und allerplatteste Antworten bekomme und mir überdies noch sagen lassen muss, dass ich für meine Auffassungen (zwar nicht von den Nazis ins Lager gesteckt werde, aber) dereinst eine Ewigkeit in der Hölle braten werde. Und im Lichte dieser Erfahrungen fand ich es nicht unlustig zu lesen, wie in dem Sketch zwei unterschiedliche Formen von Beschränktheit aufeinander prallen.

Der Hinweis auf die NS-Verfolgung, tja, das ist natürlich ein gewichtiges Argument, das man nicht leichtfertig abbügeln kann und soll. Aber wie ich dieser Tage schon an anderer Stelle zum Thema Kriegsdienstverweigung sagte: Man kann aus völlig falschen Gründen das richtige tun. Ob mit dem richtigen Handeln in diesem Punkt alle anderen Fehler aufgewogen sind oder nicht - diese Frage überlasse ich doch lieber einem höheren Richter.

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Hutten meinte vor vierzig Jahren, es gäbe keine vernünftige Alternative zum Wort Sekte. Meines Wissens hat sich das zwischenzeitlich nicht geändert. Das muß auch nicht sein, denn ich lasse mir nicht gerne Begriffe oder die deutsche Sprache aus der Hand schlagen, sei sie noch so politisch unkorrekt. Auch teile ich nicht die Auffassung, Glaubensüberzeugung und Naziverfolgung verschone vor Kritik. Zeugen Jehovas können schon nerven und sind leichte Beute für Späße. Damit müssen sie leben, wenn sie sich in die Öffentlichkeit drängeln und Haustüren abklappern. Doch verarschen wollen sie nicht, auch wenn Sie sich von ihnen verarscht fühlen. Und mit der Hölle drohen können sie nur Menschen, die naiv an ewige Verdammnis glauben, im wesentlichen sich gegenseitig.

Sie bemerken richtig, worauf ich in jedem Falle noch einmal eingegangen wäre, nämlich wie in dem Sketch zwei unterschiedliche Formen von Beschränktheit aufeinander prallen. Doch ist das nicht beabsichtigt. So sehr manche auch betonen mögen, daß es sich um einen Spaß und nicht um eine wirkliche Begebenheit handelt: Die einzig mir vorliegenden Quelle ist der Text selbst, und sie sagt mir, daß der Schreiberling aus seiner spießigen Welt heraus witzig sein will. Wollte er den Mittermeier machen, was ihm zum Atze Schröder abzüglich Selbstironie geriet?

Er ist ein Spießer, weil er seinen Rasenmäher und den kitschigen Windfang erwähnen muß. Wer auf dem Dorf wohnt und als Magier den Pfarrer nicht kennt, hat wohl ein Reihenhaus an der Bebauungsgrenze und ist geistiger Führer der Hausnummern 88a bis 90h. Das Problem dieses Spießers besteht darin, zugleich ein Proll zu sein, der sich wie eine Wildsau benimmt und in seiner Vorstellung unreflektiert über vermeintlich Schwächere hermacht. Er ist ein unsicherer Mensch, der sich Hunde und Katzen im Wohnzimmer hält und Pentagramme ins Fenster hängt. In der Garage steht wahrscheinlich sein potenzverlängerndes Motorrad, mit dem er immer noch zum Baggersee fährt, um neben der Bierdosenhalde seine Ergüsse als Theaterstück aufzuführen. Eben ein Vorbild für viele.

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Ihr Psychogramm
des neuheidnischen Reihenhaus-Spießers ist ziemlich akkurat gezeichnet, das würde ich in allen Punkten so unterschreiben. Ob und inwieweit die Gebrochenheit dieser Spießerfigur vom Verfasser bewußt als Distanzierungs-Element intendiert wurde, werden wir per Ferndiagnose nicht klären können. So wie ich den Text verstehe, schien er mir schon bewusst so angelegt, dass sich die zwei gegenüberstehenden Beschränktheiten die Waage halten. Aber ich kann mich da auch täuschen. Deswegen pflegt man in der Literaturwissenschaft ja die intersubjektive Methode, sich über das Textverständnis mit anderen austauschen.

Um nochmal auf den Sektenbegriff zurückzukommen: Wenn klar ist, von welcher Position aus man diesen Begriff benutzt, ist er gewiss nicht obsolet. Aus wohlverstandenem Eigeninteresse haben die Amtskirchen ja nachvollziehbare Kriterien entwickelt, anhand derer sie sich von den Schmuddelkindern abgrenzen können. Mir ist dieser Kriterienkatalog indes nicht vertraut genug, als dass ich sagen würde, die Jehovas sind auf alle Fälle eine Sekte, die Mormonen eher nicht, und Scientology sei ein profitorientierter Psychokult. Ich weiß nicht, ob der Begriff Sekte hier in einem Blog, das sich der Religionsfreiheit verschrieben hat, so recht am Platz ist...

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Sek|te die; -, -n <lat.-mlat.; »befolgter Grundsatz«>: 1. kleinere, von einer größeren Glaubensgemeinschaft, einer Kirche abgespaltene religiöse Gemeinschaft, die andere Positionen als die ursprüngliche Gemeinschaft betont. 2. (meist abwertend) kleinere Gemeinschaft, die in meist radikaler, einseitiger Weise bestimmte Ideologien vertritt, die nicht den ethischen Grundwerten der Gesellschaft entsprechen
© Duden - Das Fremdwörterbuch. 7. Aufl. Mannheim 2001. [CD-ROM].


Ist im Sinne von Punkt 1 die Evangelische Kirche nicht eine Sekte, wenn nicht gar die erste überhaupt? Und wiederspricht Punkt 2 nicht einer Bezeichnung der Zeugen Jehovas als "Sekte"?

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Da hängen ja noch
ein paar Kriterien mehr dran, um Sekten und Religionsgemeinschaften abzugrenzen. Also beispielsweise, wie wird mit Ausstiegswilligen umgegangen, wie sieht der Zugriff auf Vermögenswerte von Anhängern aus und so Sachen.

Aber zu Punkt 2 kann man sagen, dass die Jehovas mit ihrer Ablehnung von Bluttransfusionen beispielsweise von den ethischen Grundwerten der Gesellschaft durchaus abweichen.

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Ich wiederhole mich gerne: Man kann sich den Begriff Sekte nicht von Leuten aus der Hand schlagen lassen, die ihn abwertend benutzen. Und ich bin so frei, als christliche Sekten einfach die zu sehen, die Hutten nicht als Freikirchen oder mehr einstuft. Dabei ist die Größe nur ein Kriterium.

Die evangelische Kirche ist auch in der Größe noch weit von einer Sekte entfernt, denn das Wort kleinere [1] ist gewiß nicht im Vergleich zu einer größeren Herkunftsgemeinschaft gemeint, sondern als eine ungenaue, aber absolute Größenangabe. Und nun komme mir keiner damit, daß manche evangelische Landeskirchen doch recht klein seien.

[1] 13. Juli 2006: Hier stand <I> statt </i>. Dabei bin ich gar kein Anhänger des großen I.

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Es bringt vermutlich wenig,
sich um einen Begriff zu streiten, wenn nicht klar ist, von welcher Warte aus und mit welchen Konnotationen er überhaupt verwendet wird. Dazu liefert der Artikel bei Wikipedia etwas Hintergrund. Ich finde die dort genannten Vorbehalte gegen den Begriff Sekte nachvollziehbar. Aber nicht so gravierend, dass sie einer Verwendung im landläufig-volkstümlichen Sinne völlig entgegen stünden. Man bleibt damit halt etwas unscharf und nimmt einen leicht pejorative Klangfarbe in Kauf.

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Irgendwo hier muß ich gelesen haben, daß heute keiner mehr über das Wort Verkehr ins Lachen verfällt, und ich wollte schon hinzufügen, daß dieses Schicksal das Wort blau bereits Jahrzehnte zuvor ereilte. Es ist also offensichtlich möglich, verschiedene Bedeutungen zu erkennen, ebenso vom Kontext abhängige Konnotationen. Der einzige Grund, Wörter wie Sekte, Verkehr und blau zu ersetzen, wäre der Beschränktheit oder Albernheit mancher Leser oder Zuhörer zu entgehen. Und das sehe ich gar nicht ein.

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als professionelle in diesem bereich(mutter:zeugin jehovas,vater:sanyassin) kann ich nur sagen:
"die haben sie ALLE nicht mehr alle!"
(ja,das ist inhaltlich eine wenig qualitative aussage,
aber es ist die vorbelastung,die mich derart KNALLHART emotional argumentieren lässt.)

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Wow,
was für eine unglaubliche Mischung. Da möchte man doch spontan nach "mehr Details" rufen...

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Ich schließe mich Herrn mark793 an. An Details bin ich sehr interessiert. Könnte als neuer Beitrag hier auch Kommentatoren übergeben werden. Bitte dann per E-Mail an mich: thomas | goetzeclan | de

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vielleicht ist das interessensgebiet ein wenig einzugrenzen?
eh ich womöglich den ganzen schwall rauskotze zu weit aushole?

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Najaa,
wie eine so ausgefallene Paarung überhaupt zustandekam, wäre natürlich schon auch interessant. Aber für den Anfang würde es vielleicht genügen, in Grundzügen zu beschreiben, wie sich dieser ungewöhnliche biographische Hintergrund auf Ihre persönliche religiöse Sozialisation ausgewirkt hat.

Und darüber hinaus: Was Ihnen zu diesem Themenfeld auch immer auf der Seele liegt. Diese Veranstaltung ist ja als interkonfessionelles Gemeinschaftsblog angelegt, in dem jeder eingeladen ist, seinen Standpunkt zu vertreten und Debatten anzuzetteln. Nur zu!

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Ersteinmal interessanter Blog. Im Internet ist mir schon vieles über Zeugen Jehovas über den Weg gelaufen. Propaganda-Seiten, bewusst platzierte Falschaussagen und Erfahrungsberichte von Menschen, die es den Zeugen "mal ordentlich gezeigt" haben. Zu letzterem gehört der Link am Anfang.

Soviele konzentrieren sich darauf, sich Argumente und Beweisketten anzulegen, anstatt den Zeugen Jehovas mal zuzuhören. Auch das angeführte Gespräch kann ich mir nie und nimmer vorstellen. Ich muss es schließlich wissen.

Oder Sie hatten bisher einfach nur Pech gehabt und es waren ungeübte Prediger vor der Tür. Schließlich ist diese Religion für jedermann offen.

Mark, mir scheint es, Sie suchen wirklich Antworten auf grundlegende Fragen.

Zum Thema Sekte: Jehovas Zeugen sind eine eingetragene rechtlich zugelassene Religionsgemeinschaft. Wenn jemand Zeugen Jehovas als Sekte bezeichnet, ist er falsch informiert.

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Bemerkenswertes Fundstück
Bemerkenswert intolerante Sicht- und Darstellungsweise des Verfassers. Ob Zeugen Jehova´s oder sonstwer: ist doch wurscht, wie er aussieht. Ebenso intolerant: wenn ich kein Interesse an anderen außer meinen Anschauungen habe, dann erspar´ ich mir doch, andere Menschen damit vorzuführen und mähe weiter Rasen. Zum Thema "Theorien" wie die eines Schrödingers: ja, eben, Theorien. Mathematisch läßt sich vieles berechnen, selbst Gott wurde schon berechnet. Wissen wir deshalb, ob´s ´ne Tatsache is´? Eher nicht.

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