Dienstag, 18. Juli 2006
Von der Göttin zu Gott
Die große Gabe des Menschen ist,
Götter zu schaffen die ihm dienlich sind
und nur dadurch ist er ihr Abbild


Die heute gültige Auslegung von Gott, Gottesbild, egal welche abrahamitische aber auch andere Religionsrichtungen, sind in Anbetracht der Menschheitsgeschichte sehr jung. Religionsgrundlagen und damit auch die Bedeutung des allumfassend, kosmisch Lenkenden haben sich mit den Gesellschafts-, Zivilisations- und Wirtschaftsformen geändert. Die Thora oder das alte Testament beschreiben im weitesten Sinne bereits eine sehr gut organisierte und klar strukturiert verwaltete Gesellschaft. Nicht das rein archaische Element des Lebens wird im Bezug zu einer oder mehreren Gottheiten gestellt, vielmehr wird die urbanisierte Existenz einer Gemeinschaft mittels klaren Vorgaben gelenkt. Natürlich ist der Monotheismus nicht die primäre Denkrichtung in der hierarchisch geordneten Welt. Aus einem Pantheon von Göttern und Geistern entstieg der Eingottglaube als Abbild weltlicher partriarchaler Macht und deren Erhaltung mit Sanktionen, ob bestrafend oder das Heil versprechend, durchgesetzt wird. Hatte in der Antike und zur Hochzeit der Ägypter der Herrscher noch göttlichen Status inne und GötterInnen wohnten ihm gleich- oder übergestellt bei, veränderte sich die Sichtweise nach dem Untergang des römischen Imperiums indem die Legitimität zur Herrschaft von Gott gegeben angesehen wurde.

Rollt man die Glaubens- oder Gottesgeschichte von heute aus, nach hinten auf, beginnend mit dem Monotheismus über die männlich geprägte Götterwelt der späten Antike, hin zu den Hermaphroditen die teils den Übergang vom Weiblichen zum Männlichen markieren bis zu den Grabfunden aus prähistorischer Zeit, so stellt sich unwillkürlich auch die Frage nach Gesellschaftsformen, der Organisation einer Sippe, einer Stadt in einer Zeit ohne (heute bekannter) schriftlicher Aufzeichnungen. Es ist unmöglich Veränderungen im Religionsbild allein zu betrachten ohne sich mit der treibenden Kraft – dem Gesellschaftswandel auseinander zu setzten. Ein Bild über die Zeitperiode vom Paläolithikum bis zum Neolithikum (über ca. 6000 Jahre) kann nur durch die Archäologie und damit zusammenhängende Disziplinen gezeichnet werden. Archäologie wird seit den Fünfzieger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr nur als eine Disziplin des Ausgrabens und Zuordnen verstanden, immer wichtiger wurde es auch Zusammenhänge herzustellen und Lebens- bzw. Gesellschaftsformen zu definieren. Die zu Tage beförderten Artefakte aus dem Zeitraum des frühen bis späten Lithikum stellen neben Keramikgefäßen, Werkzeug, Tierfiguren, in großer Anzahl auch Frauenfiguren dar. Diese teils üppig ausgestatten und mit handwerklicher Präzision gearbeiteten „Idole“ lassen aufgrund der Menge und Fundpositionen auf eine Verehrung, mindestens aber Respektierung einer weiblichen Gottheit schließen. Bestärkt wird diese Annahme durch das fast gänzliche Fehlen männlicher Figuren im frühen bis mittleren Stadium der Steinzeit, in wenigen Ausnahmen, werden Männer bei Jagdszenen und „rituellen“ Tänzen in den Darstellungen mit eingebaut. Die Verehrung einer weiblichen Gottheit liegt nicht nur in einer agrarisch geprägten Kultur liegt auf der Hand. Das Überleben und die Vermehrung der Sippe waren von der Natur abhängig, vom fruchtbaren Boden (Schoss) und dem Wissen im Umgang mit Jahreszeiten und klimatischen Bedingungen. Alles Leben kommt aus der Natur, aus dem weiblichen Schoss, so liegt die Annahme dass eine psychologisch für den Menschen (damals wie heute) wichtige höhere Macht nur weiblich sein kann, sehr nahe. In der Weiterentwicklung der Gesellschaft hin zu „städtischen“ Organisation, zum nicht mehr allein von der Natur abhängigen Lebensform behielt die „Göttin“ nicht nur ihre Position, eine Verehrung weiblicher Gottheit wurde durch die Komplexität des Zusammenwirkens der Gesellschaft wichtig. Durch das weitläufige Fehlen belegbarer kriegerischer Auseinandersetzungen bis ca. 4500 kann getrost davon ausgegangen werden dass diese Gottheit im heutigen Sinn betrachtet, sehr friedlich war.

Die Verehrung weiblicher „höherer“ Wesen hat sich über zehntausende von Jahren erhalten, zu finden ist sie noch in den letzten bekannten matrilinearen, matrifokalen Gesellschaftsformen wie ehemals die Irokesen, die heutigen Khasi und die Nayar in Indien und die Mosuo in China. Bei der Vorbereitung einer China Reise vor einigen Jahren ist mir ein kleiner Artikel in einer englischen Zeitung aufgefallen der die „Naxi“ als die letzten Amazonen beschrieb. Im Nachhinein stellten sich die Fehler dieses Beitrags heraus. Entgegen der offiziellen chinesischen Ethnienzuteilung sind die Mouso nicht mit den Naxi verwandt und es sind absolut keine Amazonen. Nach Überwindung einiger Probleme konnte ich ein höchstinteressantes Gespräch mit einer Mouso Frau führen. Die sehr gebildete Dame erzählte, dass ihre höchste geistliche Instanz ist eine Art Schamanin ist, die über das Leben im Gesamten entscheidet in deren Namen geboren und gestorben wird. Ihr untergeordnet ist ein kompliziertes Geflecht aus weiblichen aber auch männlichen GöttInnen und Geistern. Das tägliche Leben ist eng an die überlieferte Religion gebunden und es besteht im Gegensatz zum Rest Chinas ein „heiliger“ Umgang mit der Natur. Matrilineare Weitergabe von Haus und Hof beinhaltet lediglich die Familienversorgung, ein verbriefter Anspruch auf Grund und Boden besteht nicht. Die Göttin regelt die Verhältnisse aller Mosuo und jeder Einzelne übernimmt die Verantwortung für die Gemeinschaft. Überlebt hat diese Religion nicht zuletzt dadurch, dass in China die Konkurrenz einer männlich dominanten Gottheit klein ist. Der Einzige „Feind“ ist das patriarchale Staatssystem und in den letzten Jahren immer stärker der Tourismus. Viele Pseudoforscher in China geben nur den falschen Aspekt der „freien Liebe“ in dieser Gesellschaft weiter und lassen jahrtausende alte funktionierende Familienstrukturen aus. Mein Übersetzter war begeistert von den Ausführungen, die Tatsache das Männer nicht an Ihrem gesellschaftlichen Stand gemessen werden und dadurch auch zu Sex kommen können, vorausgesetzt eine Frau erwählt sie, ist nicht nur für Chinesen eine „Göttinnengabe“.
In Europa sind Reste von matrilinearen Gesellschaftsstrukturen heute noch bei den Basken im spanisch französischen Grenzgebiet, bei den Iberern in Südost und Ostspanien, bei den noch verbliebenen Pikten im schottischen Hochland, und bei einigen Bevölkerungsgruppen der Ukraine und Litauen sowie in einzelnen slawisch geprägten Gebieten zu finden. Die Basken stellen hier noch eine Besonderheit dar. Die baskische Sprache blieb von vorlateinischen oder präindogermanischen Einflüssen weitestgehend verschont und somit in Bestandteilen die letzte Sprache des steinzeitlichen Europas.

Bewusst vermeide ich das Wort „Matriarchat“ im Zusammenhang mit matrifokalen, matrilinearen Gesellschaftsformen. Zu leicht schleicht sich hier der Fehler ein, das gegenteilige Machtverhältnis zum Patriarchat zu denken. Im Matriarchat ist die Unterdrückung eines Geschlechts unbekannt, die Entscheidungen über das Leben innerhalb der Sippe oder Familie sowie auch das Auftreten nach außen werden gleichgestellt getroffen. Die heute vorhandene Familienstruktur ist weitgehend unbekannt. Frauen leben mit Geschwistern (auch Brüder!) und Kindern in einer Gemeinschaft, Männer haben keine biologischen Ansprüche auf Kinder die sie gezeugt haben, sehr wohl übernehmen sie aber einen Teil der Fürsorge für die Schwesterkinder. Vererbt wird nur in weiblicher Linie und damit ist der Familienvorstand (aus heutiger Sicht) eine Frau. Im Haushalts- und Familienwesen der heute noch bekannten Matriarchate haben sich auch Veränderungen über die Jahrtausende durchgesetzt, jedoch nie haben Frauen ihre gleichberechtigte Stellung verloren. Frauen sind Trägerinnen des religiösen Lebens (auch heute im christlichen Europa) innerhalb und außerhalb des Hauses oder der Gemeinschaft und geben Wissen weiter. Diese Befähigung wurde Frauen bis in die späte Antike zugesprochen und in Teilen Europas waren Frauen bis ins frühe Mittelalter für die Weitergabe an medizinischem Wissen verantwortlich.


Göttinnen des „alten Europas“, später weibliche „Heilige“ spielen in allen bekannten Religionen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Als eher aktuelles Beispiel kann Papst Johannes Paul XXIII, ein Verehrer der Madonna von Czestochowa, einer Mater Negra, eine slawische Gottheit aus präkatholischer Zeit, genannt werden, die als Lebensspenderin verehrt wurde. (Negra > Schwarz ist die Farbe der Geburt, des Lebens und Werdens, der Freude;) Maria, die „verchristlichte“ Mater Magna, die von der Kirche unbeabsichtigt aber folgerichtig als „Mutter Gottes“ (also die Vorexistierende) bezeichnet wird genießt in der christlichen Welt und besonders dort wo der Glaube sich sehr stark gesellschaftlich prägend auswirkt, ein sehr hohes Ansehen, durchaus mit der Verehrung des Gottes(sohnes) vergleichbar. Die Verbreitung des monotheistischen Glaubens stieß gegen eine starke und verankerte „Göttinnenverehrung“. Erfolg konnte nur dadurch erzielt werden indem dieses „heidnische“ Bekenntnis ins Christentum mit eingeflochten wurde. Aus diesem Ursprung ehemaliger weiblicher Gottheit ist auch unter anderem die jüdische Glaubensfolge matrilinear. Nicht unerwähnt sollen die „Sheela na Gigs“ in und an den englischen, schottischen und irischen Kirchen aus dem 11. und 12 Jahrhundert bleiben. Die aufgezwungene monotheistischen Religion verbot auch die öffentliche Verehrung keltischer Göttinnen, um diesen dennoch einen „göttlichen Dienst“ zu erweisen, wurden versteckt innerhalb und außerhalb der Kirchen Shella`s eingearbeitet. Diese provokant anmutenden Frauenfiguren mahnen an die Gottheit aus der alles Leben kommt indem sie die Vulva dem Betrachter darbieten. Auch die vielen uns heute noch aus Geschichten und Sagen bekannten Namen der Göttinnen lassen sich nicht nur auf die Mannigfaltigkeit der Sprachen und Dialektik des alten Europas zurückführen. Von den Christen wurde unter anderem auch die „Dreifaltigkeit“ der Göttin übernommen. Sie ist die Jugend, heranwachsend und lernend, die Frau in voller Blüte und Bedeutung – nicht allein wegen ihrer Fähigkeit Leben zu geben und Sie ist „die Alte“, „die Weiße“ und die Todbringende, die ihre Kinder wieder zu sich zurückholt. Für jedes Lebensalter und jeden Lebensumstand hatte die „Verehrte“ einen eigenen Namen.
Es lassen sich in allen Religionen ähnliche Entwicklungen verfolgen mit der Erkenntnis 1. das ein intensives religiöses Leben den Menschen seit Urzeiten begleitet (keine Keulenschwinger!) hat und 2. das der monotheistische Gott in seinem Ursprung weiblich ist, letztendlich 3. das alles getan wird/wurde den Ursprung der heutiger Religionen (europäischer) in eine fiktive Anfangszeit zu versetzten um Legitimität für ein monotheistisch – partriarchels Wertesystem zu erlangen.

Nun wird die steinzeitliche Gemeinschaft, nicht zuletzt durch das erwähnte Fehlen von gegenteiligen Nachweisen, als umsichtig, friedlich und geschlechtlich gleichgestellt beschrieben. Man könnte hier vermerken, dass dies keine besondere Verhaltensweise ist in einer Umgebung die reichlich Nahrung produzieren und erjagen lässt, weiteres wenn wenig bis keine Nahrungskonkurrenz vorhanden ist. Dies ist insofern unzutreffend als man die Entwicklung zur Besiedlung weiter Landstriche, die Errichtung von „Städten“ mit Menschen die nicht mehr nur für die direkte, der Natur abringenden Besorgung von Nahrung gezwungen waren, bedenken muss. Weitere Ereignisse wie Naturkatastrophen oder Epidemien hätten auch Auslöser für gewaltige Kriege um das Überleben sein können. So stellt sich die Frage nach dem „Übergang“ zur patriarchal dominierten Ordnung. Hier möchte ich auf eine sehr durchdachte und wissenschaftlich fundierte Erklärung bzw. Beschreibung einer großartigen Frau zurückgreifen.

Marija Gimbutas (Prähistorikerin, Anthropologin, studierte Linguistik, Ethnologie und Religionsgeschichte) beschreibt in Ihren Büchern die Entstehungsgeschichte der Zivilisation und ihrer Religion im Europa, beginnend mit dem Neolithikum bis ca. 3500. Die gesellschaftliche Struktur des „alten Europas“ war geprägt von Sesshaftigkeit, Agrarwirtschaft und Jagd, ersten „unverwalteten“ Ansiedlungen mehrer Sippen oder Gruppen, matrifokaler Gottheit(en) (weibliche Idole und Statuen) und matrilinearer Erbfolgen. Archäologische Ausgrabungen belegen eine sehr friedfertige Gemeinschaft, die durch fehlende Schutzwälle ihrer Ansiedlungen auch keine übermächtigen Feinde kannte. Die Grabfunde widersprechen auch einem kriegerischen Volk, abgesehen von Gerätschaften zur Jagd wurden im Alten Europa (11.000 - 4300) keinerlei Hinweise auf eine Waffe zur Abwehr oder Angriff als Mitgaben ins Jenseits gefunden. Die Gräber von Männern Frauen waren in gleicher Form ausgelegt und ähnlich ausgestattet, dies lässt auf eine Gleichstellung der Geschlechter schließen. Archäologische Funde im heutigen Anatolien, Rumänien, süd-westlichen Russland, in Malta und entlang des Balkans bis Griechenland belegen bereits größere Städte vor 4300 (z.B. Çatal Hüyük, 5000 – 6000 Bewohner 00409 (jpg, 72 KB) ) mit ausgeprägtem Handel und wirtschaftlicher Struktur die nach der C14 Methode untersucht und festegestellt wurde das es hier über Jahrhunderte zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen kam.

Um ca. 4500 verändern sich am Unterlauf des Dnjepr und an der Westküste des Schwarzen Meeres plötzlich die bis dahin bekannten Kulturen. Durch Brand und Kriegseinwirkungen zerstörte Ansiedlungen und Städte sind in den Erdschichten lesbar. Bestattungen lassen nicht mehr auf eine gleichgeschlechtliche Stellung von Frau und Mann schließen. Als Grabbeigaben für Männer finden sich nun Waffen, nicht mehr nur zur Jagd und sehr auffällig sind auch Pferdeskelette zu finden. Nicht selten wurden auch Gefährten im Leben, wie Untergebene und Frauen getötet und beigelegt. Bei, bis zu diesem Moment nicht bekannten Bestattungen von „Führern“ kann man sich des Eindrucks einer Massenschlachtung von Tier und Mensch nicht erwähren. Die geltenden Kulturen, Gesellschaftssysteme und Wirtschaftsformen verschwinden in einem sehr kurzen Zeitraum.
Gimbutas vergleicht die Invasion der Indoeuropäer oder auch Protoindoeuropäer mit der Landnahme des amerikanischen Kontinents durch die Europäer. Diese „Kurgan-“ (>russ. Hügel; Hügelgräber) oder „Jamna-“ (>russ. Grube; Unterbau eines Hügelgrabes) Völker kamen aus dem Osten, aus dem Wolga – Uralgebiet und den Nordpontischen Gegenden. Linguistische Forschungen von Wissenschaftlern legen die Annahme nahe, dass die ursprüngliche Heimat der Indoeuropäer zwischen den von finnisch- ugrischen und kaukasischen Sprachfamilien bewohnten Landstrichen angesiedelt war. Die Kurganvölker waren Hirten und zogen als Nomaden von einer Weidefläche zur nächsten. Ihre Stärke war die Mobilität. Erstmals in der Geschichte des Menschen taucht das Pferd als Reittier in den Mittelpunkt und verändert somit das bis dahin geltende Bild des Alten Europas. Der Grund für einen Vorstoß der „Indoeuropäer“ nach Westen und Südwesten und in den Südosten war die zunehmende klimatische Veränderung in ihren Angestammten Gebieten. Das Klima wurde trockener und die üppigen Weideflächen schoben sich immer weiter in Richtung Westen und Süden entlang der großen Flüsse wie Dnjepr und zum Donaudelta (vergl. J. De Meo 1991). Die Domestizierung des Pferdes war bei den sesshaften matrifokalen Europäern unbekannt, ebenso kriegerische Auseinandersetzungen. Die alten Europäer kannten keine so mächtigen Feinde und waren nie mit der Verteidigung ihres Lebensraumes konfrontiert. Die Eroberung der alten Welt vollzog sich in drei Schüben (4500, 3500 u. ca. 2000) und jedes Mal wanderten die Invasoren weiter westlich oder lösten eine Volkerwanderung der Vorangegangenen aus. So ist es erklärbar, das Grabstätten (z.B. Rheinland / Pfalz) mit der Charakteristik der matrifokalen Gesellschaft an manchen Orten jünger sind als vorhandene Hügelgräber der Kurganvölker. Sobald die erste Welle der Indoeuropäer übers Land gezogen ist um neue Lebensräume zu finden und zu erobern, kehrten die Menschen wieder zu ihrer Kultur zurück. In den kommenden Jahrtausenden strömen aus dem Osten Europas immer mehr Indoeuropäer in Richtung Westen und verändern nicht nur nachhaltig Kultur und Gesellschaft, erobern groß Teile Europas und richten erste „Reiche“ mit Waffengewalt ein, auch das gültige religiöse Weltbild verändert sich drastisch (JPG, 117 KB) .

Am verständlichsten ist die Wandlung von einer Verehrung der Muttergottheit hin zur Heiligung der Krieger- oder Donnergötter am Vergleich der gegensätzlichen Vorstellung vom Leben nach dem Tod zu beschreiben. Die Menschen des alten Europas sind vom starken Glauben an die zyklische Lebenserneuerung durch die große Göttin geprägt, ihre Grabmähler sind Mutterleibsähnlich geformt und wurden als der göttliche Uterus zur Wiedergeburt betrachtet. Die Gravuren auf den Steinen von Megalithgräbern zeigen Symbole des Lebens, wie Wasser (konzentrische Kreise und Bögen), sich windende Schlangen, Schlangenspiralen, Dreiecke!, Rhomben, doppelkonische Sanduhrformen, Zickzacklinien für Mondzyklen, an. Die Toten wurden exkarniert, die Gebeine mit Ocker bestreut und beigesetzt. (teils heute noch in Griechenland üblich, oder die noch bekannten Schädel- oder Gebeinhäuser weltweit). Die Indoeuropäer glaubten an den geradlinigen Übergang des Einzelnen in die Welt der Toten, zu einem anderen „Leben“. Aus diesem Grund wurden Totenhäuser gebaut um Werkzeug, Waffen und Schmuck dem Verstorbeben in die Unterwelt mit zu geben. Nicht selten gehörten zu dieser Reise auch alle wichtigen Mitglieder im Leben, Mensch und Tier. Vor allem wurden häufig Könige oder Häuptlinge mitsamt Frauen, Kinder, Gesinde, Pferden und Hunden bestattet. In der Vorstellung der Kurgan herrschte ein männlicher Gott, meist Krieger, über die dunkle sumpfige „Unterwelt“. Drei Tage dauerte die Reise bis zum Fluss des Übergangs in das Schattenreich aus dem es kein Entrinnen gab und keine Wiedergeburt möglich war. Auch und besonders bei den Lebenden wandelten sich die Bilder der Götter. Die Sonne wurde zur Gottheit erhoben und dieser Gott hatte zwei Lebenszyklen, der junge Gott im Frühling und Sommer, der Alte im Herbst und Winter. Das Symbol männlicher Kraft und Mutes ist der Donnergott in seinen verschiedenen Erscheinungen. Aus dem Symbol der Lebensenergie spendenden Schlange wurde bei den Indoeuropäern das „Böse“, der Widersacher zum Gott der hellen Sonnenwelt, das Pferd wird zum heiligen Tier und Epiphanie des obersten Gottes des hellen Gottes der Sonne. Darstellungen zeigen Götter zu Pferde oder in Pferdewagen stehend.

Der Mensch im steinzeitlichen Europa hat sich eine Göttin des Lebens, des Wissens, der Gemeinschaft und der Friedfertigkeit geschaffen, eine Gottheit der Güte, des Zusammenwirkens und der Wiedergeburt. Für die Indoeuropäer mit dem Anspruch auf Besitz und Macht hatte dies nur eine mindere Bedeutung, zum Führen von Kriegen und zum Unterwerfen von Völkern waren leuchtende männliche Leitbilder gefragt. Interessant ist jedoch, dass nach der Beruhigung der Wirrnisse in der Phase der Umwälzung die weibliche Gottheit zunehmend wieder an Bedeutung gewonnen hat und bis heute, trotz partriarchal dominierter religiöser und gesellschaftlicher Regelsysteme seit den Anfängen der Inquisition, nicht ganz verloren ging. Mit den Indoeuropäern ging die Gleichstellung der Frauen verloren und hat sich bis heute nicht erholt. Wenn es auch in westlichen Ländern Frauen möglich ist Bildung zu erlangen und Führungspositionen zu erhalten so täuscht dies nur über eine Gleichstellung hinweg. Von erfolgreichen Frauen wird erwartet dass sie Handeln und Denken wie Männer und nur die „entweibte“ Frau hat Chancen im Berufsleben zu bestehen, besonders auffallend sind die Kleidung und das vermännlichte Verhalten von Karriere - Frauen. Andererseits ist heute weltweit die gesamte gesellschaftliche wie wirtschaftliche Struktur primär partriarchal aufgebaut und zu keiner Zeit vorher litten so viele Frauen und Kinder weltweit unter Hunger und Not. International geht es nicht um eine gerechte Verteilung von lebenswürdigem Status, Nahrung, Grund und Boden oder Ressourcen jeglicher Art, immer noch holt sich der Staat oder Staatengemeinschaft mit dem größten Einfluss (Waffen, Krieg und Kriegsdrohung) die besten Anteile für sich ohne Rücksicht auf „unbewaffnete“ oder unterlegene Menschen und Völker.

Bei einem Post wie diesen können nur Eckpfeiler der geschichtlichen Veränderung angerissen werden, die Behandlung nur einer speziellen Thematik ist wegen der weit reichenden Zusammenhänge nicht ziel führend. Darum ist dies nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus einem....

Einige weiterführende Links:
Minangkabau
Ernest Bornemann
Sheela-na-gig
Sheela Na Gig carvings and the symbolism of Sheela Na
Çatal Hüyük


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Bevor ich auf dieses opus magnum
näher eingehe: Danke für die Änderung des Farbschemas! Die roten Links taten mir schon in den Augen weh, aber mangels Farbcode-Checkung habe ich die Finger davon gelassen.

Also, mit diesem Stück haben Sie wirklich ein verdammt hohe Latte gelegt - Kompliment. Speziell den Aspekt mit den Begräbnissitten hatte ich in diesem Zusammenhang bisher gar nicht auf dem Schirm, aber es fügt sich in der Tat ganz gut zusammen mit den anderen Bruchstücken, die wir haben.

Sicher wird man auch beim Blick auf wirtschaftliche Gegebenheiten fündig. Solange noch Ackerbau dominierte war der Bezug zu "Mutter Erde" noch intakter. Und erst die aufkommende Viehwirtschaft rückte im Zuge der Zuchtverfahren auch den männlichen Beitrag zur Fortpflanzung stärker ins Blickfeld.

Inwieweit auch die Klimaverhältnisse (Eiszeit etc.) die mobilere Lebensweise der Viehwirtschaft treibenden Nomaden begünstigt haben, wäre auch noch zu untersuchen. Und aus der Mobilität heraus entsteht auch ein größeres Bedürfnis an Waffen für Angriff und Verteidigung, da die Nomaden ja notwendigerweise auch immer wieder in Reviere sesshafter Menschen eindringen. Das würde ansatzweise erklären, warum die aggressivere (und männlich dominierte Lebensweise) auf einmal scheinbar eine höhere Überlebensschance versprach.

Aber es bleiben noch so viele Fragen...

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Ja, viele Fragen!

Um von dem Punkt zur frühen Antike zu kommen (Erklärungen nur in ganz groben Zügen) sind mindestens weitere sieben A4 Seiten (10er Pixel) nötig und das sprengt den Rahmen von „religionsfreiheit“.

Klimatische Bedingungen: Es gibt Veröffentlichungen von J. De Meo hierzu die zeitlich mit den Einzug der Kurgan im Osten Europas und der Erodierung (trockeneres Klima) weiter Gebiete der damaligen russischen Steppe sehr gut zusammen passen.

Ich bin mir heute nicht mehr sicher ob das Erkennen des Anteils zur Fortpflanzung eine so wesentliche Rolle gespielt hat. Prinzipiell können wir davon ausgehen das die Männer auch vor den Indoeuropäern wussten dass sie Nachfahren zeugen. Ich kann mir nicht vorstellen das ein Volk das bereits Handel betrieb und funktionierende Gemeinschaften organisierte, Vorräte anlegte und sich Wissen aneignete, nicht über die Auswirkungen lustvollen Treibens informiert war. Erst wenn Grund und Boden als Besitz zum Verteilen vorhanden sind stellt sich die Frage der biologischen Nachfahren. Bei „Gemeinschaftsnutzung“ vorhandener Ressourcen ist die Frage biologischer Nachkommen sekundär.

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Ich bin mir heute nicht mehr sicher ob das Erkennen des Anteils zur Fortpflanzung eine so wesentliche Rolle gespielt hat.

Von dieser Hypothese bin ich zwischenzeitlich auch etwas abgerückt. Den Punkt mit der Tierzucht meinte ich auch nicht so sehr im Sinne von "eben erst gecheckt, wie's geht", sondern im Sinne von "dieses Wissen praktisch umzusetzen" - und auf diese Art ein klein wenig Schöpfergott spielen zu können.

Waren die Isrealiten nicht auch Nomaden mit Viehherden, als die Verehrung des einzigen Gottes (der sich ja erst dem Mose als Jahwe/Jehova) offenbart, ihren Anfang nahm und dessen weiblicher Aspekt, die Schechina oder Sophia ins Abseits gedrängt wurde?

Bei den umliegenden Nachbarvölkern, die Tammuz/Baal und Astarte/Ischtar gleichermaßen verehrten, gab es zum Teil sehr freizügige Festivitäten (wie bei den alten Kelten auch), und im Kontrast dazu zeigen die abrahamitischen Religionen eine starke Tendenz, die weibliche Sexualität unter die Kuratel des Ehemannes/Priesters zu stellen. Und vielleicht ist auch die Legende von Lilith, Adams erster Frau (die beim Geschlechtsverkehr auch oben liegen wollte), als symbolische Umschreibung der älteren Verhältnisse zu sehen, als die Frauen noch selbstbestimmter über Sexualpartner/Fortpflanzung entscheiden konnten. So wie das mit der "female choice" mehr oder weniger bei allen höheren Säugetieren läuft...

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Gut überspringen wir einige tausend Jahre und begeben uns in die „Historische Zeit“. Wobei ich feststellen möchte dass die Israeliten zur Zeit Moses noch weit von einem Monotheismus entfernt waren und keinen „neuen Gott“ erdacht hatten.

Umherziehende Nomaden wurden von den Pharaonen gerne als Arbeitskräfte rekrutiert und mussten, bis der Herrscher sie entließ seinen Willen erfüllen. Ein solcher „Zwangsaufenthalt“ dauerte manchmal über mehrere Generationen und die Umstände zwangen die Menschen sich weitestgehend den Ägyptern anzupassen. Die Israeliten waren kein homogener Haufen, vielmehr kamen die „Stämme“ ursprünglich aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen. Gemeinsamkeit ergaben sich durch eine ähnliche Herkunftsgeschichte und den Drang nach Freiheit weiters, lapidar gesagt, durch die Reduktion der Götter auf einen „Bestimmenden“, dieser war auch männlich geprägt und stand in Opposition zu dem ägyptischen Herrscher – Gott. Das komplizierte Geflecht von Göttern war auch bei den Ägyptern immer ein Grund für interne Meinungsverschiedenheiten und je nach Thronfolge wurden manche Götter höher bewertet und andere verschwanden in Bedeutungslosigkeit, wie man heute weiß.

Moses als charismatischer und gebildeter Führer, nehme ich an, war sicher ein Verfechter des einen (Führer) Gottes, allerdings ob sein Haufen damit einverstanden war, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das zu dieser Zeit bereits eine rein monotheistische Religion im Vordergrund stand ist insofern nicht glaubhaft als noch zu salomonischen Zeiten „Elohim“ verehrt wurde. Neueste Ausgrabungen auf der Suche nach dem Tempel Salomons lassen den Schluss zu, dass der Donnergott Jahwe eine, sagen wir mal untergeordnete Begleiterin hatte. (siehe http://religionsfreiheit.blogger.de/stories/426935/#comments) Die Niederschrift der Thora wird sich nicht anders verhalten als die ausgesuchten Kapitel des neuen Testaments. Reiner Monotheismus mit der „Großzügigkeit“, dass Frauen für die Religionsfolge der Nachkommen entscheidend und für den „Baruch“ im Hause oder Zelt zuständig sind, entstand erst nach dem Zusammenbruch des israelitischen Staates, vermutlich im Exil. Dennoch bin ich mir sicher das Frauen bereits früher, unmittelbar nach dem Auszug aus Ägypten in ihren Freiheiten eingeschränkt waren. In welcher Intensität ist nicht wirklich klärbar.

Ein monotheistischer Glaube, wie der jüdische hat seine Vorteile, er legitimiert menschliche Macht und Kontrolle über die Gläubigen, damit auch über Frauen die besser kontrollierbar waren und nicht jeder dahergelaufene Fremde, sie – die Frauen Zugelassenerweise begatten konnte. Erb- und Machtfolge, dieser Aspekt muss auch Mohamed sehr gefallen haben. In seinem geschäftlichen Umgang mit den Juden kam er in Kontakt mit dem Monotheismus. Die fehlende Einigung zur Mitgliedschaft ließ ihn wohl etwas sauer reagieren und eine eigne Religion, vorerst in Buchform aufzeichnen. (vergl. Diverse Suren im Koran die teils freundlich gestimmt, die Juden beschreiben und plötzlich umschwenken)

Zu den freizügigen Festivitäten der alten Perser, Kelten usw.: Tja, heute nennt man es wohl Swinger – Club Veranstaltungen :--)) Wir können es nicht lassen….

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Herr Nicodemus, erst locken Sie uns mit einer Latte von plumpen Sprüchen in den Sumpf, um sodann die Überlebenden, die durch eigene Kraft oder Hilfe der Frauen sich herausziehen konnten, zu einer weiteren Bewährungsprobe herauszufordern. Die kann ich beruhigt annehmen, denn glücklicherweise fehlen mit die geschichtlichen Kenntnisse, womit ich mich nicht in eine Debatte verstricken kann, was von unseren matriarchalischen Vorfahren Realität und was frommes Wunschdenken ist.

Was ich angeregt durch den Beitrag [1] gelesen habe, haut mich nicht vom Sockel. Offensichtlich konnte man keine uralten Gesellschaften finden, in der das Matriarchat im gleichen Maße ausgebildet war wie das Patriarchat in unserer jüngeren Geschichte. Aus welchen Motiven auch immer wurde schon jede halbwegs frauenfreundliche Struktur zum Matriarchat erklärt. Die so entstandene Unsymmetrie der Begriffe wird aber heutzutage dadurch ausgeglichen, daß auch schon leichte Bevorzugung der Männer als Patriarchat beschimpft wird.

Soweit zur unwissenschaftlichen und durch moderne Meinungsfreiheit gedeckte Aufmischung der an Kampfbegriffe gebundenen Gefühle! In Wirklichkeit sehe ich es noch viel plumper, als einen reinen evolutionären Vorgang. Und dazu gehören nicht nur die Gene, sondern auch die Kultur und selbstverständlich auch die Wirtschaft als dem modernen Götzen, dem man bereitwillig die Triebkraft vieler guter und schlechter Taten zurechnet.

[1] Mögliche Übereinstimmungen meiner Wortfolgen mit denen des hier kommentierten Beitrages sind rein zufällig oder unabsichtlich aus dem aufgenommenen Inhalt rekonfiguriert worden.

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Ach, Herr Wuerg, Sie, als einer der aufmerksamsten Leser und Schreiber klatschen mir genau die Missverständnisse auf das Blatt, die ich versucht habe nicht hervor zu holen :--)).

Leider reicht meine Zeit für weitere unwissenschaftliche und durch moderne Meinungsfreiheit gedeckte… Auseinandersetzungen heute nicht mehr. Bis morgen!

Nachtrag

Lieber Gemeinderat!

Bis Morgen soll nicht bedeuten das ich zittrige Anfälle habe, vielmehr muss ich, ich traue mich es fast nicht zu sagen, heute noch was tun (arbeiten) damit ich demnächst den neuen Alfa Romeo 159 fahren kann :--)) Möchte doch auch Alpha....

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Tja,
sind wir nicht alle bisschen Zitterwolf? ;-)

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Nur mal eben was zu den Farben: Die können überhaupt nicht neutral sein. Jede Farbe scheint irgendwo irgendwas zu symbolisieren. Aber das lila ist dann doch irgendwie zu saftig katholisch. Da geht evtl. die Neutralität flöten, oder?


Herr Götze, entschuldigen Sie bitte das ich Ihren Kommentar beschreibe, aber Sie haben Recht!
Habe den Urzustand soweit wie möglich wieder hergestellt! nicodemus

Herr Nicodemus: Ich entschuldige, und bedanke mich für das Verständnis und die prompte Änderung.

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Lila katholisch?
Wie kommen Sie darauf? Es ist natürlich eine der liturgischen Farben im Kirchenjahr, aber mehr nicht. Warum hätten sonst die Emanzen früherer Jahrzehnte ausgerechnet lila Latzhosen getragen?

Nachtrag: Ach ja, dann gibt es natürlich noch die Schilder im Straßenverkehr mit dem Hinweis auf Gottesdienste. Steht da gelb für evangelisch und lila für katholisch oder umgekehrt?

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Gleichwohl ich so manches zwischen den Zeilen zu lesen vermag, gebricht es mir doch an der Fähigkeit gerade das zu sehgen und auch noch unkommentiert zu lassen, was nicht geschrieben wurde. Und was bedeutet :--))? Sehr viel Humor mit langer Nase?

Was soll ich jetzt machen, da meine Worte als Mißverständnisse qualifiziert wurden, deren Aufklärung bis morgen Zeit hat? Ich mache einfach weiter, bis uns irgendeine Frau wieder einen Knochen vorwirft, an dem wir brav nagen statt zu bellen oder gar mit den Wölfen zu heulen.


Ebenso Nachtrag: Als matrifokaler Alfawolf geht die Gleichberechtigung natürlich leichter von der Hand.

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Meine nachfolgenden Darlegungen wollte ich eigentlich meinen vorangehenden anschließen. Doch liegen nun ein paar weitere Kommentare, CSI Miami und die Quarks-Und-Co-Sendung über die Neandertaler dazwischen. Deshalb alles als Kommentar erster und nicht zweiter Ordnung, neudeutsch in einem neuen Thread:

Die geschlechtliche Vermehrung hat die Evolution offensichtlich beschleunigt. Von Vorteil scheint auch die Ausbildung von zwei Geschlechtern zu sein, die sich nur kreuzweise befruchten können. In einigen Tierarten dienen die Männchen nur der Besamung. Im anderen Extrem nehmen sie den Weibchen die Eier sogar vor der Befruchtung ab, damit zügig nachproduziert werden kann. Doch für die Krone der Schöpfung hat sich das einigermaßen gleichberechtigte Modell als überlegen erwiesen. Zusätzlich scheint es sinnvoll zu sein, die Männchen fast so lange wie die Weibchen am Leben zu halten und auch diese ihre Fruchtbarkeit weit länger überleben zu lassen als für die unmittelbare Aufzucht der Nachkommen erforderlich ist.

Es verwundert mich in keiner Weise, daß frühe Menschen alles Werden der Mutter Natur oder Mund zuschrieben. Sicherlich war ihnen die angeborene Rolle des Mannes bekannt. Doch weshalb sollten sie ein Kind dem neun Monate zurückliegenden Mann und nicht der Frau zuordnen. Es liegt doch nahe, daß die Kontinuität über die ortsfeste Mutter gesehen wurde, während der jederzeit bewegliche und kräftigere Mann zur Nahrungssuche in der Gegend umherirren mußte. So mögen Frauen durchaus mehr als Männer verehrt worden sein. Eine Reste davon gibt es noch heute mit die Mama, deren Beleidigung auf dem Fußballfeld oder durch rapartige Schmähgesänge uralte Reflexe freisetzt.

In dieser matriarchalischen Zeit wurden mangels Masse kaum Kriege geführt. Gebiete zu erobern, war sinnlos, und mobile Beute gab es kaum, wenn man einmal von den Frauen absieht. Solange also Erbgutmischung dadurch stattfand, daß der ins feindliche Leben geschickte Mann bei einer fremden Frau verschwand oder sie mit nach Hause brachte, ist eine matrifokale oder matrilineare Gesellschaft auch ohne Gleichstellung oder gar Übermacht der Frau plausibel. Alles von dauerhaftem Wert war immobil und blieb dort wo die Mutter ausharrte.

Als zumindest einige Gemeinschaften groß wurden und sich gegenseitig auf den Pelz rückten, wurden die Handelswege auch zu lohnenden Kriegpfaden. Für zehn Kilogramm Gold und hundert Sklaven lohnte sich ein dreijähriger Ausflug in die Nachbarstadt, sofern die Angriffstechnologie gerade der zur Verteidigung überlegen war. Und unter diesen Umständen ergriff der Mann die Herrschaft, denn er als der stärkere, der nicht sein halbes Leben lang schwanger ist, mußte ins Feld ziehen. Die meisten starben, einige übernahmen die Herrschaft.

So mag das lange Zeit gegangen sein, bis vor knapp drei Jahrtausenden das dorf- und städteübergreifende Geistesleben selbst die Männer überkam. Nach zahlreichen, aber im Vergleich zur Gesamtgeschichte doch recht zügigen Fortschritten und Rückschlägen sind wir in einer aufgeklärten Zeit angekommen, in der zivilisierten Menschen die Gleichberechtigung von Mann und Frau zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Zivilisation verbindet Menschen über Herkunft, Religion, Hautfarbe und Geschlecht hinweg.

Vielleicht bricht deshalb zumindest für den einsichtigen Teil der Menschheit wieder eine lange Friedensperiode an. Diesmal aus theoretischer und nicht nur pragmatischer Einsicht in die Unsinnigkeit des Krieges. Und in abermals tausend Jahren mag man mit Recht sagen: Große Vernichtungskriege wurden vor allem in einer Zeit geführt, da Männer die Vorherrschaft hatten und ausnutzten. Man wird aber auch erkennen, daß Männer deshalb nicht die schlechteren Menschen sind, wie der Kopf von Zidane nicht böser ist als sein Arsch ist, nur weil ersterer den Gegner effizienter niederstreckt.

Und gerne formuliere ich es noch einmal bösartig: Zu Beginn des anbrechenden Zeitalter des Wassermanns haben die Männer gelernt, sich nicht allein in den Vordergrund zu drängen, nicht mehr für Vaterland und Frauen das Leben zu lassen. Richtig frei aber werden sie erst wieder sein, wenn sie ihr Herz nicht mehr an matrifokale Reihenhäusern hängen und die Aktienpakete der matrilinearen Vererbung überlassen. Ein guter Job als Facility- oder Fondmanager reicht doch völlig aus. Und am Abend wird dann die Bruttoreproduktionsziffer erhöht.

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Mir war nicht ganz klar wie schnell man in die Ecke von Feministinnen und zittrigen Schafen gestellt werden kann, wieder was dazu gelernt… Sehe ich erstmal nicht negativ, zumal mich alle Frauen, die mich näher kennen als einen furchtbaren Macho betiteln :--))

Noch was zum Beitrag: es ist ein sehr kleiner Ausschnitt eines über 10jährigen Interesses an Religionen mit dem Versuch alles nicht belegbare oder nicht zusammenhängende Vermutungen auszusparen und jeden romantisch verherrlichenden oder esoterischen Aspekt beiseite zu lassen. Es ging mir lediglich um den Werdegang der von Menschen geschaffenen Gottheiten, die einerseits die Psyche des Einzelnen stützen und andererseits gesellschaftliche Veränderungen – welche Richtung auch immer – entschuldigen oder begründen. Persönlich würde ich mich eher als einen, Religionen betreffend, Nihilisten bezeichnen der entgegen Nietzsches Feststellung „Gott ist tot“ die Tatsache, das Kultur mit Religion eng verbunden ist, berücksichtigt.

Eben diese enge Verbindung impliziert aber auch ein, auf partriarchale Religion gestütztes Werte- und Moralsystem das es leicht macht „Nichtzugehörigen“ eben diese Moral abzusprechen bzw. die gültig geglaubte aufzudrängen. Heute werden nicht mehr Missionare zu den bösen und unwilligen Heiden gesandt, dies lässt sich auch subtiler Bewerkstellen indem mit finanziellen Mitteln sanktioniert wird. Trotz Aufklärung und Säkularisierung erleben wir weiterhin dass im Namen von Religionen – nicht vordergründig aber verbindend – Kriege, Terror und Ausbeutung geführt werden.

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Herr Nicodemus, ich habe Sie nicht in eine feministische Ecke gestellt, das Zittern bezog sich mehr auf den Zitterwolf, denn auf die Schafe, und es spielt für mich weiterhin keine Rolle, wenn Sie einen Alfa Romeo fahren und als Macho betitelt werden. Interessanter finde ich schon, daß sie sich als partiellen Nihilisten sehen, der sich auch noch von der Moral der anderen verfolgt sieht. Und damit ist unter uns Gemeinderatsbrüdern klar: So tief Sie auch in die Geschichtskiste greifen, Sie verteidigen sich gegen die noch lebenden religiös motivierten Moralapostel, die sie mit der Frauen- und Geschichtskeule meinen entlarven zu können. Es geht ihnen keineswegs "lediglich um den Werdegang der von Menschen geschaffenen Gottheiten". Das alles werfe ich Ihnen gar nicht vor. Nur lasse ich mir keinen Knopf an die Backe nähen.

Eine der vielen Hauptschwächen meiner bisherigen Einlassungen ist die weitgehende Aussparung des religiösen und geschichtlichen Schwerpunktes Ihres Beitrages. Aber es sollte ja auch nur ein Vorgeplänkel sein, das ich mir nicht verkneifen wollte, nachdem ich mich in der allwissenden Müllhalde sachkundig machen mußte, was denn schlichtes mit den mir bis dahin unbekannten Ausdrücken wohl gemeint sein könnte. Und da fand ich neben Wissenschaft auch eine gehörige Portion feministischen Wunschdenkens.

Wie schon erwähnt, habe ich gestern die Quarks-Und-Co-Sendung zu den Neandertalern gesehen, in der die mühselige Arbeit gewürdigt wurde, mit der moderne Wissenschaftler das vorurteilsbeladene Bild unserer ausgestorbenen Wettbewerber um die Krone der Schöpfung Stück für Stück korrigieren. Da habe ich auch an Berichte über mühsame Ausgrabungen gedacht, die karge Reste ans Tageslicht befördern, die nur bescheidenen Aufschluß über das Leben unserer Vorfahren zu geben vermögen. Und so nährt sich in mir schon der Verdacht, daß matri-nochwas Vorstellungen zwar zutreffen mögen, vornehmlich aber Spekulation und Wunschdenken sind.

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Dass in der Wissenschaft
die Lehrmeinung von heute der widerlegte Irrtum von morgen ist, sollte jedem denkenden Menschen klar sein. Und dass bei der Erforschung der Vorgeschichte gesellschaftliche Paradigmenwechsel der Jetzt-Zeit auch gerne zurückprojiziert werden in die mageren Befunde aus der Vorzeit, da brauchen wir uns auch nichts vorzumachen. Wir reden also streng genommen von Hypothesen und nicht von Fakten. Insofern ist Ihr Verdacht, da spiele Wunschdenken und Spekulation mit hinein, nicht völlig von der Hand zu weisen, Herr Wuerg. Diese Prämisse gilt aber auch genauso für die gegenteiligen Annahmen, also etwa, dass das Patriarchat schon von Anbeginn der Zeiten geherrscht habe und dass alles doch ganz anders war als uns die neuere (feminismus-verseuchte) Forschung dazu weismachen will.

Ich denke, nachdem diese heuristischen Rahmenbedingungen abgesteckt sind, können wir nun daran gehen, einzelne Hypothesen des Beitrags zu zerpflücken oder von mir aus auch die gesellschaftspolitischen Intentionen des Herrn Nicodemus im Hier und jetzt thematisieren.

Ich habe ja nun in diesem Themenfeld auch ein bisschen private Weiterbildung betrieben (wenn auch nicht mit der Ausdauer, Intensität und Tiefe wie Herr Nicodemus), und ich könnte die Frage so nicht beantworten, ob es mir in erster Linie darum ging, mich argumentativ gegen Moralvorstellungen zu wappnen, die nicht (oder nicht mehr) meine waren. Daraus Argumente für entsprechende Diskurse ziehen zu können, war für mich eher ein netter Nebeneffekt - aber nicht das primum movens hinter meinem Erkenntnisinteresse.

Und das entzündet sich immer wieder aufs neue an der Frage, wie es denn kommt, dass in verschiedenen Weltgegenden und in verschiedenen Zeiten sich die Menschen so derart verschiedene Vorstellungen von höheren Wesen und den letzten Dingen gemacht haben. Wie es kommt, dass sich diese Vorstellungen auch im Wandel der Zeiten geändert haben und welche äußeren Rahmenbedingungen diese Wandlungsprozesse mitbewirkt haben mögen.

UND: Wie kann angesichts all dessen irgendjemand noch glauben, sein kleiner Teilausschnitt, den er vielleicht mit einer größeren oder kleineren Glaubensgemeinschaft teilt, würde die absolute Wahrheit abbilden, und alle anderen würden in die Irre tapern? Wer versucht da wem einen Knopf an die Backe zu tackern? Wo steckt denn mehr Spekulationen und Wunschdenken dahinter - hinter widerlegbaren Hypothesen oder hinter Dogmen und Glaubenssätzen?

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Herr Wuerg, vorneweg, ich fühle mich keineswegs von der Moral anderer verfolgt, allerdings steht es mir zu Gedanken darüber machen zu dürfen ob diese Werte mit Religion in Verbindung zu bringen sind und wenn „Ja“ welche Auswirkungen diejenigen treffen die nicht dieser, sondern einer anderen Religion zugehörig fühlen. Kurzum, sind moralische und menschliche Werte von einer Religion abhängig? Meiner Überzeugung ist, wenn Moral wertfrei und unabhängig gesehen werden kann, stellt sie alle Menschen auf eine Stufe. Die Frage müsste sein, welche Moral meinen wir? Die Zwischenmenschliche, die Völkerverbindende, die wirtschaftliche und machtpolitische usw.? Bei zwischenmenschlichen Werten werden wir uns sicher sehr schnell einig und in Anbetracht der europäischen Union wird sich auch völkerverbindlich ein Konsens schließen lassen. Problematisch wird es bei der vermeintlichen Globalisierung (Wirtschaft) und den Machtanspruch diese (zu seinem Vorteil) zu lenken. Und genau an diesem Punkt wird die religiöse Moral die, die Guten wie auch Bösen so einfach ausfindig machen lässt umgekehrt in das darwinistische Prinzip „der Stärkere überlebt“. Dem Schwächeren steht es aber auch zu gegen seinen Untergang (bzw. Fremdbestimmung) zu kämpfen und oft bestimmt der Stärkere die Wahl der Waffen.

Um nicht in die Schiene von Verklärung und Schönrederei zu kommen habe ich versucht die Termini im Beitrag so weit wie möglich neutral zu halten und den Begriff „Matriarchat“ der sehr gern falsch verstanden wird außen vor zu lassen. Neue Begrifflichkeiten zu finden die eine höhere Neutralität aufweisen stehen mir nicht zu. Ein Begriff steht erstmal für sich neutral aussagend (ebenso wie eine mathematische Formel), Interpretationen sind individuell und schließen Wunschdenken nicht aus. Auch das Wissen um die Lichtgeschwindigkeit manifestiert in Zahlen schließt den gehegten Wunsch mit eben dieser in die Unendlichkeit der Nichtmaterie zu reisen, nicht aus. In keinem meiner Posts – wo auch immer – versuche ich jemanden einen Knopf an die Backe zu nähen, vielmehr geht es darum, mit fundierten Einlagen ein Nachdenken anzuregen. Sehrwohl und speziell in diesem Fall ist/war mir klar damit auch Emotionen Einzelner etwas höher kochen zu lassen.

Neandertaler: Ich habe diese Sendung nicht gesehen. Wie Sie auch folgerichtig schreiben wird das Bild des Neandertalers korrigiert. Als vor 150 Jahren (1856) der erste „Neandertaler“ entdeckt wurde, hielt man ihn für einen Affen, kurze Zeit später wurde dieses Fragment zum „Homo Neanderthalensis“, noch immer als frühes Bindglied gesehen. Vor fünfzig Jahren wurden ihm noch unsoziales Verhalten und kriegerische Absichten zugeschrieben. Heute erklärt man mit wenig Phatos das, die vor mehr als 30.000 Jahren ausgestorbenen Neandertaler doch auch eine Sozialstruktur und Sippensinn hatten. Nun werden Millionenbeträge frei gemacht um eine brauchbare Genreihe zu finden die eine Verwandtschaft mit dem Homo Sapiens beweist oder verwirft. Die Offenheit neuer Ansichten verändert unser Bild der Vergangenheit und lässt manch heutiges leichter erklären bzw. verstehen.

Herr Mark

In Ermangelung von Zeit möchte ich gerne später noch was zur feminismus – verseuchten Sicht der Forschung beitragen.

Hypothese und Dogmatik – Ja , kann ich nur dazu sagen, auf die Schelle.

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Herr Nicodemus, Arbeit und Hitze stehen meinem Drang einer breiteren Darlegung entgegen. Deshalb nur ein paar Zeilen weiteren Vorgeplänkels als Antwort auf Ihren letzten Kommentar [und die wegen des Blogger-De-Ausfalles einen Tag später]: Natürlich wollen Sie mir keinen Knopf an die Backe nähen. Dieses Bild sollte nur deutlich machen, daß (auch) nach meiner Auffassung ihr Beitrag über Jahrtausende nicht nur beiläufig in die Gegenwart zielt. Das scheint mir jetzt geklärt.

Wenn meine Einlassungen zur Ihrer teilweise moralbasierten Motivation auch nicht ins Schwarze haben treffen können, so machen Sie doch erneut deutlich, wie wichtig Ihnen die Moral in Geschichte und Gegenwart ist. Darin unterscheiden wir uns. Bei mir haben Bewunderung und Verachtung kaum moralische Aspekte. Ich vermeide diesen Begriff gerne gleich anderen, die zu sehr der willkürlichen Einschätzung unterliegen. So rede ich nicht von guten oder üblen Religionen, Völkern, Kulturen und Auffassungen, allenfalls von nützlichen, verträglichen, schädlichen oder nervigen. Zivilisation ist meine Meßlatte.

Mir gefällt es auch nicht, wenn im täglichen Leben der große, starke, dicke Proll unbehelligt bleibt und das kleine, schwache Kind ständig ermahnt wird. Aber das setzt trotzdem nicht die Evolution außer Kraft, die keineswegs immer den augenscheinlich Stärkeren überleben läßt. Es geht ihr nicht allein um Körperkraft, sondern auch um Gemeinschaft, die gerade wegen ihres Minderheitenschutzes überlegen sein kann, um Ausnutzung von Nischen oder schlichtes Glück. So ist es auch nicht verwunderlich, daß Reste matriarchalisch genannter Gesellschaften trotz eindeutiger Unterlegenheit teilweise bis heute überlebt haben.

Daß vor sehr langer Zeit einmal die Herrschaftsverhältnisse anders herum gewesen sein könnten, nützt uns für die Gegenwart nicht mehr als die Erforschung der Neandertaler. Wissenschaftler mögen sich gerne streiten, ob die Heerschar weiblicher Götter auf eine Übermacht der Frauen zurückzuführen ist oder ob der Neandertaler kurz vor dem Aussterben sein Erbgut noch zu uns einkreuzen konnte. Besondere Vorsicht aber scheint mir angezeigt, wenn etwas wie in diesen beiden Fällen auf einen sexuell überhitzten Nährboden trifft.

Zum Beispiel läßt dieser Nährboden die M-Wörter sprießen, die in der Sprache der Wissenschaft sicherlich angemessen sind. Ihre Verwendung im Alltag hat für mich eindeutigen Kampfcharakter, wogegen die umgangssprachliche Redeweise von einer weiblichen Erbfolge kaum Leidenschaften zu entfachen vermag. Das soll keine Kritik an den M-Wörtern im hier kommentierten Beitrag sein, weil ich uns Gemeinderäten jederzeit eine unideologische Verwendung unterstelle. Verkneifen konnte ich mir diese Feststellung aber trotzdem nicht.

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Nach tagelanger Klärung der Positionen und Grundlagen, kann ich mich vor den Inhalten nicht drücken. Ich beginne einfach vorne, also mit dem Vorspruch

Die große Gabe des Menschen ist,
Götter zu schaffen die ihm dienlich sind
und nur dadurch ist er ihr Abbild


den zu zitieren ich mir erlaube, gleichwohl er mehr als zehn Wörter umfasst. Er beschreibt einen zutreffenden Sachverhalt: Die Menschen stellen sich Götter, Geister und andere Phänomene auf der Basis ihrer eigenen Lage und Erkenntnis vor und hoffen auf eine ihnen genehme Auswirkung dieser Kunstgestalten auf die reale Welt, die großenteils von den Götter gestaltet wird. Eine solche wechselseitige Verstärkung kann reale und eingebildete Strukturen stabilisieren und stark machen. Sie unterliegen aber nicht nur einem ständigen Konkurrenzkampf, in dem sie auch untergehen können, sondern auch einer eigenständigen Wandlung im Zuge des Fortschrittes. So es Matriarchate einmal gegeben haben sollte, sind sie ein Beispiel für die Niederlage gegenüber einem langfristig überlegenen Patriarchat, das wiederum als Beispiel einer Wandlung durch Fortschritt dienen kann, zumindest im zivilisierten Teil der Menschheit, in dem sich die Gleichberechtigung der Geschlechter durchgesetzt hat.

Im Zuge dieser Entwicklungen haben sich nicht nur die Menschen verändert, sondern synchron auch ihre Gottesbilder, die über die Jahrtausende weniger und männlicher wurden. Und für die gleichberechtigte Gesellschaft erwarte ich auch ein gleichberechtigtes Gottesbild, zumal es uns modernen Menschen leicht möglich ist, vom Geschlecht zu abstrahieren, nicht nur bei Dingen, auch bei Personen, wie Götter sie nun einmal sein sollen. Und wer das ohne Anstrengung kann, der benötigt keine weiblichen Ableitungformen, keine feministischen Umdeutungen. Er glaubt an gar keinen oder einen geschlechtlich unspezifizierten Gott, für den er kein männliches Gottesbild benötigt, schon gar keinen Götzen.

Es spielt für die Angemessenheit der heutigen Gottesvorstellung überhaupt keine Rolle, ob die frühen Darstellungen mehr dicke Titten als lange Schwänze zeigen. Beide primitiven Vorstellungen haben wir überwunden. Und es spielt auch gar keine Rolle, daß bis in die heutige Zeit Vielgötterei betrieben wird. Das Verhältnis von primitiven zu modernen Glaubensformen relativiert sich schon, wenn man nicht die Zeiträume bedenkt, sondern die Zahl der Menschen. Jeder 18. Mensch lebt noch, jeder zweite ist noch keine 1000 Jahre tot. Über 99% haben unter männlicher Vorherrschaft gelebt. Und sollte sich die Menschheit entschließen, den Frauen die Führungsrolle anzuvertrauen, dann wird es keine Rückentwicklung geben, so wie Embryonen die Kiemen weiterhin verlieren werden, auch wenn der Mensch der Zukunft im Wasser atmen könnte. Die Natur entwickelt sich nicht zurück, allenfalls etwas ähnliches neu.

Das soll nicht geschichtliche Forschungen als minder interessant darstellen. Nur lasse ich mir nicht 300 Jahre Aufklärung und 2000 Jahre Christentum niedlich reden, weil die Menschen 30.000 Jahre mangels Masse nichts auf die Beine bekommen haben. Demnächst werden uns noch 300.000 Jahre Neandertaler vorgehalten, die wir erst einmal zu erreichen hätten. So endete jedenfalls eine weitere Neandertaler-Sendung, diesmal bei Arte, obwohl in den letzten 100 Jahren mehr Menschen geboren wurden als Neandertaler jemals lebten. In dieser Sendung kam die Neandertaler-Frau nicht schlecht weg. Sie mußte auch schwanger mit auf die Jagd. Die Nahrung war nicht üppig. Überfluß fällt also Grund für das friedliche Leben aus. Es war wohl wie immer viel einfacher: Einen anderen Clan zu vernichten, konnte allenfalls frische Frauen bringen. Nur ein einziger Verlust in den eigenen Reihen aber konnte den Tod für alle bedeuten. Kurz gesagt: Es mag Jahrhunderte ohne Krieg gegeben haben in einer Zeit, da Frauen möglicherweise einen größeren Anteil an der Macht hatten als in den verhangenen drei Jahrtausenden. Doch ein Zusammenhang zwischen Frauenmacht und Friedfertigkeit ist mangels Masse leider reine Glaubenssache.

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...
"Doch ein Zusammenhang zwischen Frauenmacht und Friedfertigkeit ist mangels Masse leider reine Glaubenssache."...

...während ein Zusammenhang zwischen Männermacht und Unfrieden aufgrund der Masse von Indizien anscheinend leider schon eher zu belegen ist.

Wann geht's hier denn weiter mit der Diskussion?

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Vielleicht, sobald Sie
einen neuen Aspekt beisteuern. Zumindest die Amazonen sollen ja nicht unbedingt ein Ausbund an Friedfertigkeit gewesen sein - selbst wenn man die entsprechenden Berichte der Antike als gefärbt betrachtet.

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Als ich in den letzten Änderungen wieder den Beitrag zum Matriarchat sah, glaubte ich schon, die unvollendete Diskussion würde fortgesetzt. Doch die Summa aller Änderungen war die Einsetzung von <SMALL> und </SMALL>. Bisher dachte ich, derart kleine Ergänzungen würden gar nicht zu einem Änderungseintrag führen, zumal ich gestern an anderer Stelle zwei ganze Absätze hinzugefügt hatte, ohne wieder nach oben auf die Liste zu kommen.

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